Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Veggie-Revolution für dein Herz? Was bringt dir fleischlos wirklich?
Tiere schützen und unseren Planten vor der Klimakatastrophe schützen sind sehr gute Gründe aber: Butter bei die Fische: Was bringt uns eine fleischlose Ernährung wirklich in Bezug auf unsere Gesundheit?
Es gibt ja viele sehr gute Gründe dafür, sich fleischlos, also vegan beziehungsweise vegetarisch zu ernähren. Darunter ethische Gründe wie das Tierwohl, welches wir mit unserer industriellen Fleischproduktion mit Füßen treten, der Klima-Aspekt mit unserer Aggro-Agrar-Industrie als einem der wichtigsten Treiber der Klimakatastrophe aber eben auch, und darum geht es heute, gesundheitliche Aspekte!
Der größte Killer
Denn ein ungesunder Lebensstil, insbesondere eine Ernährungsweise, die unsere Arteriosklerose fördert, ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die großen Killer unserer Zeit wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Co.!
Was macht nun diese Arteriosklerose-fördernde Ernährungsweise aus?
Insgesamt natürlich auch ein hoher Fleischkonsum, einhergehend mit einem geringen Anteil pflanzlicher Nahrungsbestandteile, wie sie in unserer hierzulande weit verbreiteten Ernährungsweise sehr häufig ist.
Dabei vermutet man, dass das in Studien nachweisbare, geringere Herz-Kreislauf-Risiko, welches man bei Veganern und Vegetariern beobachten kann, insbesondere auf deren besseren Blutfettwerten beruht.
Dementsprechend untersuchten nun dänische Medizinerinnen in einer sogenannten Metaanalyse, die 30 Studien aus vier Jahrzehnten mit 2300 Teilnehmenden auswertete, ob Menschen mit fleischloser Ernährung tatsächlich niedrigere Cholesterinwerte haben. Die Ergebnisse wurden nun im renommierten “European Heart Journal” veröffentlicht.
Und nu? was kam raus?
Die Metaanalyse ergab, dass der Gesamtcholesterinspiegel bei Menschen, die sich pflanzlich ernährten, um durchschnittlich 7 Prozent und der LDL-Cholesterinwert um 10 Prozent sank. Die sog. AboB-haltigen Blutfette, die ein besonders gutes Maß für das Herz-Kreislauf-Risiko abbilden, sanken sogar um 14 Prozent ab im Vergleich zu den Fleischgenießern.
In einigen Untersuchungen, die allerdings zusätzlich zur Ernährungsumstellung auch noch weitere Lebensfaktoren optimierten, konnten sogar Absenkungen des Gesamtcholesterins von bis zu 60mg/dl unter der pflanzlichen Kost erreicht werden.
Dabei sind die erreichbaren Effekte in Bezug auf die Cholesterinwerte mit veganer Kost noch etwas ausgeprägter als mit vegetarischer Kost.
Jetzt höre ich natürlich schon den ein oder die andere von euch sagen: Naja, 7 beziehungsweise 14 % Absenkung schädlicher Blutfette ist ja jetzt auch nicht gerade die Welt!
Aber das entspricht immerhin schon einem Drittel der Wirkung von cholesterinsenkenden Medikamenten. Und im Langzeitverlauf sind die Effekte wahrscheinlich noch viel ausgeprägter anzunehmen.
Würden wir uns quasi von Kindesbein an pflanzlich betont ernähren, könnten wir unser Herz-Kreislauf Risiko wahrscheinlich noch viel dramatischer absenken. Denn ähnlich wie beim Rauchen mit der Betrachtung der sogenannten “Package years”, also der Anzahl der “verrauchten Jahre” geht man auch beim Cholesterin mittlerweile auch dazu über, die Zeit, in der das schädliche Blutfett auf unserer Arterienwände einwirken kann, als ganz wesentlichen Einflussfaktor mit einzubeziehen.
Was lernen wir also daraus?
Heißt das jetzt, dass wir auf die nicht überall beliebten Cholesterinsenker, wie die allseits bekannten Statine, verzichten können, wenn wir uns pflanzlich betont ernähren?
Jein! Denn das hängt natürlich davon ab, ob du bereits von einer Arteriosklerose betroffen bist oder nicht. Gelingt es uns von Kindesbeinen an einen artgerechten Lebensstil zu führen, uns also von echten, unverarbeiteten Lebensmitteln zu ernähren und uns regelmäßig zu bewegen, dann kann es sehr gut sein, dass wir vielleicht sogar ein Leben lang kaum Medikamente benötigen werden.
Ist jedoch das Kind schon ein Stück weit in den Brunnen gefallen, sprich es hat sich bereits eine Arteriosklerose ausgebildet in unseren Arterien, dann sollten alle Registerkarten gezogen werden und zusätzlich, nicht alternativ zu einem gesunden Lebensstil, der eben wie diskutiert, auch eine pflanzlich basierte Ernährung bedeutet, auch cholesterinsenkende Medikamente eingenommen werden, um unser Gesamtrisiko zu minimieren.
Wir fassen also zusammen:
Einmal mehr gibt es auch beinharte Studiendaten, die für eine pflanzenbasierte Ernährungsweise sprechen, nicht nur aus ethischen Gründen und aus Gründen der Klimagerechtigkeit, sondern auch für unsere eigene Gesundheit.
Wenn du bislang Fleischliebhaber bist, dann fühle dich bitte nicht angegriffen. Sei einfach etwas experimentierfreudig und offen und probiere mal ein paar fleischlose Alternativen aus. Ich kann dir aus eigener Erfahrung versichern, die schmecken heute richtig gut. Achte aber natürlich auch hier darauf was drin steckt und dass die Alternativen möglichst unverarbeitet sind. Denn natürlich ist es auch möglich, sich vegan ungesund zu ernähren (Zucker ist ja schließlich auch vegan 😉
Also schreib mal in die Kommentare, was du von einer pflanzlichen Ernährung hältst und wie du es selber praktizierst, aber: Bitte immer schön respektvoll bleiben.
Häufig gestellte Fragen zum Thema pflanzliche Ernährung und Herz
Eine pflanzliche Ernährung kann den Gesamtcholesterinspiegel um durchschnittlich 7 Prozent und den LDL-Cholesterinwert um 10 Prozent senken, was das Herz-Kreislauf-Risiko reduziert.
Bei frühzeitiger Umstellung auf einen gesunden Lebensstil, einschließlich pflanzlicher Ernährung und Bewegung, sind Medikamente möglicherweise nicht erforderlich. Bei bereits vorhandener Arteriosklerose sollten Medikamente jedoch zusätzlich zu einem gesunden Lebensstil in Betracht gezogen werden.
Die Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung erfordert Experimentierfreude und Offenheit für fleischlose Alternativen, die heute geschmackvoll und vielfältig sind. Wichtig ist, auf unverarbeitete pflanzliche Lebensmittel zu setzen und sicherzustellen, dass die Ernährung ausgewogen ist, um die Gesundheit zu fördern.
Quellen:
Vegetarian or vegan diets and blood lipids: a meta-analysis of randomized trials: Koch, Caroline A; Kjeldsen, Emilie W;Frikke-Schmidt, Ruth (2023/07/21)