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Blutdruck und Bluthochdruck

Bluthochdruck (medizinisch Hypertonus): Erfahren Sie alles ĂŒber den weltweiten „Killer“ No. 1, den dauerhaft erhöhten Blutdruck, und wie Sie mit  einfachsten Mitteln viele schöne Lebensjahre dazu gewinnen können.

Definition und Beschreibung

Der Bluthochdruck, auch arterielle Hypertonie genannt, ist eine extrem hĂ€ufige Erkrankung. Ca. 20-30 Millionen Menschen leiden allein in Deutschland unter einem Bluthochdruck, wobei leiden eigentlich das falsche Wort ist, denn das tĂŒckische an diesem „lautlosen Killer“ ist ja gerade, dass man als Betroffene/r meist keinerlei oder nur wenige Beschwerden verspĂŒrt, bis es zu einer der gefĂŒrchteten Komplikationen wie Herzinfarkt, HerzschwĂ€che, Schlaganfall, Nierenversagen und vielen weiteren (s.u.) kommt. Damit hat der Bluthochdruck v.a. als hĂ€ufigster und wichtigster Risikofaktor fĂŒr Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine enorme Bedeutung und gilt als der weltweit grĂ¶ĂŸte Killer ĂŒberhaupt. Wenn weitere solcher Risikofaktoren, wie z.B. Diabetes mellitus oder das Zigarettenrauchen hinzukommen, erhöht sich das Risiko fĂŒr einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall noch drastischer. Zwei Drittel aller Hypertonus-Patienten, die nicht behandelt werden, sterben an Erkrankungen der HerzgefĂ€ĂŸe oder an einer HerzschwĂ€che. Das ist v.a. deshalb so dramatisch, weil wir im Gegensatz zu einigen anderen eher schicksalhaften Erkrankungen beim Bluthochdruck sehr gute Mittel haben diese Erkrankung in den Griff zu bekommen, allen voran durch eine Verbesserung des Lebensstils, und, wenn das allein nicht ausreicht, auch unter Zuhilfenahme gut vertrĂ€glicher Medikamente. Eine effektive Blutdrucksenkung ist somit die mit Abstand erfolgreichste, wirkungsvollste und in den meisten FĂ€llen auch einfachste Ă€rztliche Maßnahme!

Was ist „Blutdruck“?

Der Blutdruck ist der Druck, der in einem bestimmten Abschnitt des Herz-Kreislauf-Systems gemessen wird. Meist bezieht sich die Angabe auf den Blutdruck, der in den großen GefĂ€ĂŸen herrscht, die vom Herzen wegfĂŒhren, also den arteriellen Blutdruck.

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Eine typische Angabe ist z.B.: „120/80 mmHg“. GemĂ€ĂŸ dieser Angabe lĂ€sst sich der Blutdruck in einen systolischen und einen diastolischen Blutdruck einteilen:

Der systolische Blutdruck ist der höhere der beiden Werte und steht vor dem SchrĂ€gstrich. Er bezeichnet den maximalen Druck, der in den Arterien herrscht, wĂ€hrend sich das Herz zusammenzieht und das Blut auswirft (Systole). Er hĂ€ngt somit von der Auswurfkraft des Herzens und der ElastizitĂ€t der Arterien ab. Kommt es zu einer zunehmenden VerhĂ€rtung der Arterien wie z.B. durch Alterungsprozesse oder beschleunigt im Rahmen der Atherosklerose (Synonym Arteriosklerose, im Volksmund „Arterienverkalkung“) steigt insbesondere dieser erste Blutdruckwert an. Da sich das Blut vom Herzen in die große Hauptschlagader und bis in die kleinsten Arterien der HĂ€nde und FĂŒĂŸe ausbreitet, kann der Blutdruck auch gut ĂŒber eine Messung am Arm bestimmt werden.

Der diastolische Blutdruck ist der niedrigere der beiden Werte und steht hinter dem SchrĂ€gstrich. Er gibt den Druck an, der minimal in den GefĂ€ĂŸen herrscht, wenn sich das Herz entspannt und erneut mit Blut gefĂŒllt wird (Diastole). Der diastolische Blutdruck wird vor allem durch das Blutvolumen in den GefĂ€ĂŸen und deren Beschaffenheit bestimmt. Ist das Blutvolumen geringer, z.B. bei FlĂŒssigkeits- oder Blutverlust, ist der diastolische Wert niedriger.

Wann ist der Blutdruck normal, wann ist er zu hoch?

Eine Übersicht gibt folgende Blutdrucktabelle:

Optimal120/80 mmHg
Normalbis 130/85 mmHg
Hoch-normal130/85-139/89 mmHg
Hypertonie Grad I (mild)140/90-159/99 mmHg
Hypertonie Grad II (moderat)160/100-179/109 mmHg
Hypertonie Grad III (schwer)180/110 mmHg
Isolierte systolische Hypertonie>140 mmHg systolisch
Hypertensive Krise>180/120 mmHg

Ursachen und Risikofaktoren

Es gibt grundsÀtzlich zwei Formen des Bluthochdrucks: den primÀren und den sekundÀren Hypertonus.

Die sekundĂ€re Form liegt nur bei etwa 10% der Patienten vor und zeichnet sich dadurch aus, dass andere Erkrankungen vorliegen, die den hohen Blutdruck verursachen. Behandelt man diese Erkrankungen, verschwindet in den meisten FĂ€llen auch der zu hohe Blutdruck. Krankheiten, die zu einem erhöhten Blutdruck fĂŒhren können, sind z.B. das Schlafapnoe-Syndrom, Nierenerkrankungen, oder hormonelle Leiden wie z.B. eine SchilddrĂŒsenĂŒberfunktion (Hyperthyreose), ein Zuviel an dem Stresshormon Cortisol (Morbus Cushing) oder Aldosteron (Morbus Conn). Liegt der Verdacht auf eine SekundĂ€re Hypertonie vor sollten entsprechende Blutuntersuchungen zum Ausschluss einer hormonell bedingten Bluthochdruckform, eine Nierendiagnostik (Darstellung der Nieren und Nierenarterien mittels Ultraschalluntersuchung), ein Ausschluss eines Schlafapnoesyndroms sowie ggf. weiterfĂŒhrende Spezialuntersuchungen erfolgen.

Weitaus hÀufiger, nÀmlich in 90% der FÀlle, liegt der Hypertonie jedoch keine bekannte auslösende Erkrankung zu Grunde. Man spricht dann von einem primÀren Bluthochdruck. Hier spielen vor allem eine genetische, also erbliche Belastung und folgende Risikofaktoren eine Rolle:

  • ein höheres Lebensalter
  • Rauchen
  • Adipositas
  • Stress bzw. psychische Belastungen
  • Bewegungsmangel
  • Fettstoffwechselstörungen
  • eine hohe Zufuhr von Alkohol, Koffein, Kochsalz

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Symptome

Die arterielle Hypertonie ist zwar eine Erkrankung, dennoch „leiden“ aber nur wenige Menschen tatsĂ€chlich darunter, denn sie bleibt zumeist ohne Symptome. Dies ist vor allem bei nur moderat erhöhten Blutdruckwerten der Fall. Wenn Beschwerden auftreten, dann sind diese meist sehr unspezifisch, wie z.B.

  • Kopfschmerzen, vor allem im Hinterkopf in den frĂŒhen Morgenstunden
  • Schwindel
  • Herzstolpern
  • Ohrensausen
  • MĂŒdigkeit oder
  • Nasenbluten

Drastischer sind dagegen die Symptome, wenn es zu einem sogenannten hypertensiven Notfall kommt. Hierbei liegt der Blutdruck ĂŒber 230/120 mmHg und es kommt zu OrganschĂ€den (im schlimmsten Fall Hirnblutungen, Herzversagen o.Ă€.). Dies kann zu folgenden möglichen Beschwerden fĂŒhren:

  • Kopfschmerzen
  • Sehstörungen
  • Erbrechen
  • KrampfanfĂ€lle
  • Atemnot
  • Brustenge (Angina pectoris)

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Diagnose

Ob eine arterielle Hypertonie vorliegt, wird ĂŒber eine wiederholte Blutdruckmessung an beiden Armen ermittelt. Ein einmalig erhöhter Wert hat meist nur eine geringe Aussagekraft. FĂŒr die eindeutige Diagnose ist eine dreimalige Messung an drei unterschiedlichen Tagen zu unterschiedlichen Tageszeiten jeweils an beiden Armen erforderlich. Wenn die drei Werte ĂŒber 140 mmHg (systolisch) und/oder 90 mmHg (diastolisch) liegen, ist ein Bluthochdruck bestĂ€tigt. Im Zweifel kann mit einer Langzeitblutdruckmessung ĂŒber 24 Stunden am genauesten der entscheidende Blutdruckmittelwert ermittelt werden, da hierbei auch eine regelmĂ€ĂŸige Messung wĂ€hrend der Nachtruhe erfolgt, in der der Blutdruck im Normalfall etwas absinkt. FĂŒr die Langzeitblutdruckmessung gelten daher niedrigere Grenzwerte von <130/80mmHg.

Blutdruck messen

Die Messung erfolgt in Ruhe, d.h. beim bereits 3-5 Minuten sitzenden Patienten. Beide Arme sind auf Herzhöhe zu lagern. Wichtig ist sich von einem einmalig erhöhten Blutdruckwert nicht gleich beunruhigen lassen (sofern er nicht dramatisch erhöht ist, siehe oben), denn der Blutdruck ist eine sehr dynamische GrĂ¶ĂŸe und eben nicht in Stein gemeißelt. Über das sog. vegetative Nervensystem wird er z.B. durch Stresseinfluss oder bei körperlicher Belastung erhöht. Wenn Sie sich also ĂŒber ihren Ehemann Ă€rgern, der seit 4 Tagen den MĂŒll nicht rausgebracht hat, dann ist ein erhöhter Blutdruckwert bis zu einem gewissen Grad eine normale Reaktion Ihres Herz-Kreislaufsystems auf die AusschĂŒttung von Stresshormonen und eben nicht krankhaft.

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Der Messwert

Der Blutdruck wird in mmHg (sprich: Millimeter Quecksilber) angegeben. HĂ€ufig wird der arterielle Blutdruck auch mit „RR“ abgekĂŒrzt. Dies steht fĂŒr den Namen „Riva-Rocci“. Scipione Riva-Rocci war ein italienischer Arzt, der 1896 das erste BlutdruckmessgerĂ€t mit Quecksilber vorstellte.

Weitere Diagnostik

Manchmal kann es vorkommen, dass Patienten nur erhöhte Blutdruckwerte aufweisen, wenn ihr Blutdruck vom Arzt oder einer Schwester gemessen wird. Zuhause ist der Blutdruck dagegen völlig normal. Dieser auf NervositĂ€t zurĂŒckzufĂŒhrende „Weißkitteleffekt“ kann zur Fehldiagnose einer Hypertonie fĂŒhren. Ausgeschlossen werden kann der Weißkitteleffekt ĂŒber eine Blutdruckmessung ĂŒber 24 Stunden. Auch ĂŒber diese Untersuchungsmethode kann eine arterielle Hypertonie diagnostiziert werden: Liegt der Durchschnittswert aller gemessenen Werte ĂŒber 130/80 mmHg, liegt ein Bluthochdruck vor. Die 24-Stunden-Blutdruckmessung kann zudem einen Hinweis auf eine sekundĂ€re Hypertonie geben: Sinkt der Blutdruck nicht wie normalerweise in der Nacht ab, sollte nach weiteren Ursachen fĂŒr den zu hohen Blutdruck geforscht werden.

Neben der Diagnose eines Bluthochdruckes selber gehören auch noch verschiedene Untersuchungen, die eine bereits vorhandene SchÀdigung verschiedener betroffener Organsysteme nachweisen können, zum Repertoire der Bluthochdruckdiagnostik.

Behandlung und Therapie

Im Mittelpunkt der Behandlung eines zu hohen Blutdrucks stehen allgemeine Maßnahmen wie die Änderung des eigenen Lebensstils. Ist dies allein nicht ausreichend, werden also die Blutdruck-Zielwerte nicht erreicht, ist zusĂ€tzlich eine Therapie mit Medikamenten notwendig, um Komplikationen zu vermeiden. Letztere sind insbesondere gefordert, wenn ein hohes Risiko fĂŒr Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht, etwa weil Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus o.Ă€. vorliegen, und wenn der Blutdruck sehr hoch ist. Ab einem Blutdruck von 160 mmHg systolisch muss dieser immer medikamentös gesenkt werden.

Wie stellen betroffene Ärzte selber Ihren Bluthochdruck ein? Schauen Sie in das Video-Interview mit Prof. Meinertz (ehemaliger Vorstandsvorsitzender Deutsche Herzstiftung und Chefredakteur “Herz heute”) oben im Slider…

 

Blutdruck Normalwerte

Der allgemeine Zielwert fĂŒr die Senkung des Blutdrucks ist <140/90 mmHg bzw. <135/85 mmHg fĂŒr den errechneten Mittelwert aus vielen Einzelmessungen, <130/80 mmHg fĂŒr den Mittelwert aus der 24-Stunden Blutdruckmessung.

Im November 2017 fĂŒhrten die US-amerikanischen Kardiologie-Gesellschaften eine neue Definition von Bluthochdruck ein: In den USA leidet man nun schon bei einem Blutdruck von ĂŒber 130/80 mmHg und unter einer Hypertonie Grad I. Bei ĂŒber 140/90 mmHg ist bereits Grad II erreicht. Normal sei laut der US-Amerikaner ein Blutdruck von unter 120/80 mmHg. Dadurch wurden gewissermaßen â€žĂŒber Nacht“ 35 Millionen US-BĂŒrger zu Bluthochdruck-Patienten, nun trifft auf fast die HĂ€lfte der Amerikaner diese Diagnose zu (45,6 Prozent).

Diese Neudefinition des Bluthochdrucks hat auch in Europa zu großen Debatten gefĂŒhrt. Auf dem jĂŒngsten Kongress europĂ€ischer und deutscher Kardiologen war man sich jedoch einig: Die europĂ€ischen und deutschen Hypertonie-Leitlinien bleiben hinsichtlich des allgemeinen Zielblutdrucks (<140/90 mmHg) beim Alten! Allerdings: Sofern die Bluthochdruck-Therapie gut vertragen wird, sollte bei den meisten Patienten ein Wert von 130/80 mmHg oder niedriger angestrebt werden. Bei Patienten < 65 Jahre wird empfohlen den systolischen Blutdruck in den meisten FĂ€llen auf 120–129 mmHg zu senken.

Was sagen die neuen Leitlinien? Dr. Heart im Interview mit Dr. Sinning (oben im Slider)

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Warum nur bei jĂŒngeren Patienten? Ein zu aggressiv und zu schnell abgesenkter niedriger Blutdruck kann insbesondere bei Ă€lteren Menschen oftmals sogar eher Nachteile mit sich bringen, wie z.B. eine erhöhte Sturzgefahr durch Schwindel und Benommenheit, Elektrolytstörungen oder Nierenversagen und vor allem, und das ist eigentlich die schlimmste „Nebenwirkung“, ein vorzeitiges Absetzen der Medikamente durch den Patienten, der sich mit den Blutdruckpillen plötzlich nicht mehr wohl fĂŒhlt. Dies liegt ganz einfach daran, dass der Körper ĂŒber Jahre an den zu hohen Blutdruck gewöhnt ist und eine zu schnelle und aggressive Absenkung des Blutdruckwertes nicht gut toleriert. Gerade deshalb ist es so wichtig den Blutdruck langsam und behutsam in den Zielbereich zu senken, um dem Körper die Chance zu geben sich daran zu gewöhnen und somit den gesamten Behandlungserfolg nicht zu gefĂ€hrden.

Ob der Zielwert erreicht wird, können Sie einfach zuhause mit einem BlutdruckmessgerÀt nachmessen. Des Weiteren wird in Intervallen von 2-6 Monaten (je nach Risiko und Höhe des Blutdrucks) beim Arzt kontrolliert, ob die Blutdruckwerte im Normbereich liegen. Auf diese Weise kann Ihre Therapie optimal angepasst werden.

Nach den Ergebnissen der SPRINT-Studie, die die herkömmlich angestrebte Blutdrucksenkung auf unter 140 mmHg mit einer intensiveren Blutdrucksenkung auf Werte von unter 120 mmHg im Hinblick auf Komplikationen wie Herzinfarkt, akutem Koronarsyndrom, Schlaganfall, Herzinsuffizienz oder Tod aus anderer Herz-Kreislauf-bedingter Ursache an 9361 Patienten verglichen hat erscheint zumindest fĂŒr viele “Hochrisikopatienten” eine intensivere Absenkung des Blutdruckes auf systolisch unter 120 mmHg von Vorteil zu sein.

Nach einer Behandlungszeit von 3,26 Jahren traten die oben genannten Komplikationen um 25% seltener unter der intensiveren Blutdrucksenkung auf (1,65% pro Jahr im Vergleich zu 2,19% pro Jahr) und auch die Gesamtsterblichkeit war um 27% vermindert. Wermutstropfen waren allerdings die im intensiveren Behandlungsarm hÀufiger aufgetretenen Nebenwirkungen wie Hypotonie, Ohnmachtsanfall, Störungen der Blutsalze und Nierenversagen.

Daneben gibt es zunehmend kritische Stimmen, die besagen, dass man diese Studie mit Vorsicht interpretieren muss, da man letztlich „Äpfel mit Birnen“ vergleicht: In der SPRINT-Studie wurde nĂ€mlich im Gegensatz zu den vorausgegangenen Studien der Blutdruck nicht wie ĂŒblich durch das medizinische Personal, sondern unbeobachtet, in einem eigenen ruhigen, geschlossenen Raum durch eine automatische Blutdruckmessung durchgefĂŒhrt. Dies, so wird argumentiert, könnte zu systematisch zu niedrig gemessenen Blutdruckwerten gefĂŒhrt haben (da hier der sog. Weißkittel-Effekt mit blutdrucksteigernder Wirkung entfĂ€llt), was eine ErklĂ€rung fĂŒr die unterschiedlichen Ergebnisse dieser Studie sein könnte.

Letztlich bleibt hier abzuwarten und auch individuell von Patient zu Patient zu entscheiden, welches die beste Strategie ist. FĂŒr Sie gilt: Wenden Sie sich an den Arzt Ihres Vertrauens!

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Den Blutdruck natĂŒrlich senken

Die Änderung des eigenen Lebensstils kann in Bezug auf den Blutdruck schon viel bewegen. Hierdurch kann in vielen FĂ€llen die Einnahme von Medikamenten, insbesondere in frĂŒhen Phasen der Hypertonie vermieden werden. Daher stellen konsequente Lebensstilverbesserungen immer die Basis der Behandlung eines Blutdruckes dar, auch wenn dies leider allzu hĂ€ufig ĂŒbersehen bzw. verdrĂ€ngt wird.

Eine positive, d.h. blutdrucksenkende Wirkung hat z.B. Sport, hier vor allem der Ausdauersport. Auch muskulĂ€re Trainingseinheiten sind, wie wir heute wissen, gesamtgesundheitlich betrachtet zu empfehlen, da uns eine gesunde und krĂ€ftige Muskulatur durch eine Erhöhung des Grundumsatzes (Energieverbrauchs) vor Wohlstandserkrankungen wie Diabetes, Fettsucht und entsprechenden Folgeerkrankungen schĂŒtzt. Besteht allerdings bereits ein Bluthochdruck, sollte man bei kraftbetonten Sportarten eine Pressatmung vermeiden, da diese zu Blutdruckspitzen wĂ€hrend des Trainings fĂŒhren kann.

Auch eine Gewichtsabnahme kann einen deutlichen Effekt auf den Blutdruck zeigen. Generell kann ĂŒber die ErnĂ€hrung viel bewirkt werden. In den Videos Herzgesund leben finden Sie viele Informationen darĂŒber, welche Lebensmittel bzw. welche ErnĂ€hrungsweise einen positiven Einfluss auf den Blutdruck haben. NatĂŒrliche Blutdrucksenker aus der Nahrung sind z.B. Blaubeeren, grĂŒnes BlattgemĂŒse oder dunkle Schokolade (Hierbei gilt allerdings aufgrund des nicht unerheblichen Kaloriengehaltes die „Weniger ist mehr“-Regel.). Alkohol und Kochsalz sollten in Maßen konsumiert werden, das Rauchen komplett eingestellt werden. Tipps zum Rauchstopp finden Sie hier.

Auch die Reduktion von Stress ist eine sehr sinnvolle Maßnahme. Bauen Sie kleine „Entspannungsphasen“ in Form von autogenem Training oder Meditation in Ihren Alltag ein, nehmen Sie sich bewusst mehr Zeit fĂŒr TĂ€tigkeiten, die Ihnen Spaß machen und die Sie entspannen. Effektives „Stressmanagement“ ist (und das kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung bestĂ€tigen!) eine sehr lohnenswerte, lebenslange Aufgabe, deshalb habe ich diesem wichtigen Thema gleich mehre Videos gewidmet, sehen Sie selber! Hier gehtÂŽs zum Stressmanagement.

Medikamente gegen Bluthochdruck

Allgemein empfiehlt man, bei der medikamentösen Therapie des Bluthochdrucks wenn nötig frĂŒhzeitig zu einer Kombination von Medikamenten zu greifen. Auf diese Weise kann die Dosis der Medikamente niedriger gehalten werden und Nebenwirkungen werden verringert. Die neuesten europĂ€ischen und deutschen Hochdruck-Leitlinien 2018 geben sogar ganz klar die Empfehlung, dass die Bluthochdruck-Therapie direkt mit einem KombinationsprĂ€parat begonnen werden sollte. Davon ausgenommen sind allerdings gebrechliche Ă€ltere Patienten, solche mit einem niedrigen Herz-Kreislauf-Risiko und mit einer Hypertonie Grad 1, vor allem wenn der systolische Blutdruck noch unter 150 mmHg liegt.

Zu beachten ist auch, dass man die Wirkung der Medikamente frĂŒhestens ab ein bis zwei Wochen und nicht schon nach der ersten Einnahme beurteilen kann. Betablocker und Diuretika benötigen sogar eher zwei bis vier Wochen bis sich eine Wirkung zeigt.

Bei der Auswahl des fĂŒr Sie am besten geeigneten Blutdruckmedikamentes /-medikamente orientiert sich Ihr Arzt daher v.a. an gleichzeitig bestehenden Erkrankungen und Patientencharakteristika (hier spielen z.B. auch genetische Faktoren eine Rolle, so ist z.B. bekannt, dass Afroamerikaner schlecht auf ACE-Hemmer ansprechen). Wenn es „nur“ um die Absenkung eines „unkomplizierten“ erhöhten Blutdruckes ohne relevante Begleitfaktoren geht wird die Behandlung in der sog. Erstlinientherapie aufgrund des gĂŒnstigen Wirkungs-Nebenwirkungsprofils meist mit einem sog. ACE-Hemmer bzw. Sartan oder einem Calciumantagonisten begonnen und dann in der Kombinationsbehandlung meist rasch mit einem Diuretikum kombiniert. Aufgrund eher negativer Effekt auf den Stoffwechsel, z.B. den Blutzucker, werden Betablocker nicht mehr fĂŒr die „Erstlinientherapie“ einer unkomplizierten Hypertonie empfohlen, sondern dann eingesetzt, wenn andere gleichzeitig bestehende Erkrankungen wie eine koronare Herzkrankheit oder eine HerzschwĂ€che den Einsatz eines Betablockers erfordern.

Interessant ist auch noch, dass der Zeitpunkt der Einnahme der Blutdruckmedikamente, also morgens oder abends, einen relevanten Einfluss zu haben scheint! Schauen Sie hierzu in das Interview mit Dr. David Sinning von der Berliner Charité.

Medikamentöse Blutdrucktherapie in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft dĂŒrfen viele der gĂ€ngigen Blutdruckmedikamente nicht gegeben werden, weil sie das ungeborene Kind schĂ€digen könnten. Dennoch kann es manchmal erforderlich sein, den Blutdruck auch in der Schwangerschaft zu senken, da es nicht selten durch die Schwangerschaft selber zu gelegentlich auch gefĂ€hrlichen Blutdruckentgleisungen mit verschiedenen Komplikationen kommen kann. Dies gilt insbesondere fĂŒr Blutdruckwerte ab >160 mmHg systolisch oder >120 mmHg diastolisch. Mittel der Wahl ist hier α-Methyldopa. Steigen die Blutdruckwerte sehr stark an, gibt man auch Dihydralazin. Alternativ kann auch Nifedipin, Urapidil sowie (ausschließlich im 1. und 2. Trimenon) Metoprolol (Beta-Blocker) eingenommen werden.

Therapie der hypertensiven Krise

Von einer hypertensiven Krise spricht man, wenn der Blutdruck auf ĂŒber 230/120 mmHg steigt. Hierbei muss der Blutdruck schnell, aber auch nicht zu stark abgesenkt werden. Insbesondere wenn ein hypertensiver Notfall, also zusĂ€tzlich Hinweise auf OrganschĂ€den vorliegen, muss eine rasche medikamentöse Therapie eingeleitet werden. Dies erfolgt meistens ĂŒber Nitrate, z.B. Glyceroltrinitrat, die eine Erweiterung der GefĂ€ĂŸe zur Folge haben und somit den Blutdruck rasch und effektiv senken.

Folgen eines zu hohen Blutdrucks

Eine arterielle Hypertonie kann weitreichende Folgen fĂŒr die Gesundheit haben, indem sie SchĂ€den an fast jedem Organ hervorrufen kann.

Bluthochdruck schĂ€digt auf lange Sicht die Zellschicht, die das Innere der BlutgefĂ€ĂŸe auskleidet, das sog. Endothel. Da jedes Organ in unserem Körper auf funktionierende BlutgefĂ€ĂŸe angewiesen ist, um ausreichend mit Sauerstoff und NĂ€hrstoffen versorgt zu werden, können diese durch zu hohen Blutdruck verursachten EndothelschĂ€den auch zu Komplikationen an fast jedem Organ fĂŒhren.

Am Herzen kann der hohe Blutdruck zu verschiedenen, recht typischen VerĂ€nderungen fĂŒhren. Insbesondere die linke Herzkammer muss dauerhaft gegen einen hohen Druck „anpumpen“ und ist daher stark belastet. Das Herz versucht zunĂ€chst diese Belastung zu kompensieren und nimmt an Muskeldicke im Bereich der linken Herzkammer zu (sog. „Linksherz-Hypertrophie“). Dies fĂŒhrt aber dazu, dass sich das Herz in der Erschlaffungsphase, der Diastole, nicht mehr so gut ausdehnen und mit Blut fĂŒllen kann (sog. diastolische HerzschwĂ€che). Die Menge an Blut, die das Herz pro Minute durch den Körper pumpen kann, nimmt ab. Wird der Bluthochdruck weiterhin nicht effektiv behandelt, wird das Herz auch dahingehend geschwĂ€cht, dass es sich nicht mehr gut zusammenziehen (kontrahieren) kann. Es kommt dann schließlich auch zur systolischen HerzschwĂ€che.

Auch die GefĂ€ĂŸe des Herzens, die HerzkranzgefĂ€ĂŸe, auch Koronararterien genannt, sind von der Hypertonie direkt betroffen. Durch die Bluthochdruck-verursachte Beschleunigung der Atherosklerose („Arterienverkalkung“) verschlechtert sich die Blutversorgung des Herzens und es kann im Extremfall durch das Aufreißen einer Ablagerung, einer atherosklerotischen Plaque, mit akuter Gerinnselbildung und nachfolgend komplettem Verschluss einer Herzkranzarterie zum Herzinfarkt kommen.

FĂŒr die großen GefĂ€ĂŸe, die vom Herzen wegfĂŒhren, bleibt der hohe Druck ebenfalls nicht ohne Folgen: An der Aorta, der Hauptschlagader, können sich Aussackungen ausbilden, wenn die GefĂ€ĂŸwand dem Druck auf Dauer nicht mehr standhalten kann. Diese Aussackungen, auch Aneurysmen genannt, bergen die Gefahr des Einreißens (sog. Ruptur), was in vielen FĂ€llen tödlich endet.

Im Gehirn kann es durch verschlossene oder durch aufgerissene, blutende GefĂ€ĂŸe zum Schlaganfall kommen. Der Bluthochdruck stellt hierbei den wichtigsten Risikofaktor fĂŒr den Schlaganfall dar; dieser ist weltweit die zweithĂ€ufigste Todesursache. Zudem können kleinste geschĂ€digte und verengte GefĂ€ĂŸe die Blutversorgung auf Dauer einschrĂ€nken, sodass eine bestimmte Form der Demenz, die sog. vaskulĂ€re Demenz entstehen kann.

Die Niere reagiert ebenfalls sehr empfindlich auf zu hohe Blutdruckwerte. Die kleinsten Filtereinheiten werden geschĂ€digt und es kommt zum Verlust von Eiweißen im Blut. Durch die Bestimmung der Eiweißausscheidung, insbesondere bestimmter Fraktionen der Bluteiweiße, die schon im FrĂŒhstadium der Erkrankung vermehrt mit dem Urin ausgeschieden werden, kann ein Bluthochdruck-bedingter Nierenschaden festgestellt werden (sog. Mikroalbuminurie). Im fortgeschrittenen Stadium schrumpft die Niere (sog. Schrumpfnieren) und verliert ihre Funktion vollstĂ€ndig, was dann eine Dialysebehandlung notwendig macht.

Auch das Auge besitzt kleinste GefĂ€ĂŸe, die vom hohen Druck betroffen sein können. In spĂ€ten Stadien kann es zu Netzhautblutungen und einem Abbau des Sehnervs kommen. Über eine Spiegelung des Augenhintergrundes kann der Augenarzt eine Bluthochdruck-bedingte SchĂ€digung der Arterien direkt feststellen.

Hoher Blutdruck – was tun?

Haben Sie den Eindruck, dass bei Ihnen ein zu hoher Blutdruck vorliegen könnte? Dann scheuen Sie sich nicht, einen Arzt aufzusuchen und Ihren Verdacht abzuklĂ€ren. Auch viele Apotheken bieten den Service, Ihren aktuellen Blutdruckwert zu bestimmen. Ein eigenes BlutdruckmessgerĂ€t ist eine gute Investition in Ihre Gesundheit, achten Sie beim Kauf auf das PrĂŒfsiegel der Deutschen Hochdruckliga.

Um eine arterielle Hypertonie richtig behandeln zu können und damit FolgeschĂ€den zu vermeiden, ist aber eine engmaschige Ă€rztliche Betreuung wichtig. Ihr Hausarzt oder Ihr Kardiologe wird Sie gern ĂŒber Ihre Therapieoptionen aufklĂ€ren. Denken Sie an das bereits oben gesagte: Eine effektive Blutdrucksenkung ist die mit Abstand erfolgreichste, wirkungsvollste und in den meisten FĂ€llen auch einfachste Ă€rztliche Maßnahme! Aber: Sie mĂŒssen natĂŒrlich auch entschlossen mitziehen!

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Wenn Sie jetzt denken, dass Sie alles ĂŒber den Blutdruck wissen, schauen Sie zum Abschluss doch vielleicht noch in den Video-Zweiteiler zu den 10 spannendsten Fakten rund um den Blut(hoch)druck hinein! Was meinen Sie, gilt beim Blutdruck „Je niedriger, desto besser“? Und was haben ErkĂ€ltungsmittel mit dem Blutdruck zu tun?

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Die Vermittlung von Gesundheitsinformationen ist mit einer besonderen Verantwortung verbunden, der ich mir bewusst bin. Daher prĂŒfe und aktualisiere ich die Inhalte und Empfehlungen kontinuierlich. Eine Garantie fĂŒr VollstĂ€ndigkeit, Korrektheit und letztendliche AktualitĂ€t kann ich jedoch nicht ĂŒbernehmen. Wir haften daher nicht fĂŒr eventuelle SchĂ€den, die mit der Verwendung oder einem Missbrauch meiner veröffentlichten Inhalte entstehen. Zum Teil wird in den dargebotenen BeitrĂ€gen meine persönliche Meinung dargelegt, die ggf. auch von medizinischen Leitlinien oder Empfehlungen durch Fachgesellschaften abweichen kann. Hinweise zu Medikamenten oder Medizinprodukten sind keine Anleitung zur Selbstmedikation. Die auf der Dr. Heart Webseite dargebotenen Informationen dĂŒrfen nicht dazu verwendet werden, eine Ă€rztliche Behandlung eigenstĂ€ndig zu beginnen, zu verĂ€ndern oder zu beenden, hier ist in jedem Fall ihr Arzt zu konsultieren. Dr. S. Waller und Mitarbeiter sind unter keinen UmstĂ€nden fĂŒr SchĂ€den haftbar zu machen, die sich aus der Nutzung der dargebotenen Informationen ergeben könnten. Es ist nicht beabsichtigt, mit diesem Haftungsausschluss gegen geltendes nationales Recht zu verstoßen. Die Informationen auf dr-heart.de ersetzen nicht Ihren persönlichen Arztbesuch, bei entsprechenden gesundheitlichen Problemen ist in jedem Fall ihr Arzt aufzusuchen, der eine korrekte Diagnose stellen und ggf. eine passende Therapie einleiten kann.