Bluthochdruck – Wie stellt ihn der betroffene Professor selber ein?

Liebe Zuschauerinnen, liebe Zuschauer,

ich bin heute nach Hamburg gereist, um mit Prof. Dr. Thomas Meinertz zu reden, über ein ganz, ganz wichtiges Thema, die wohl größte Gesundheitsgefahr überhaupt, nämlich über den Bluthochdruck. Und wie ich erfahren habe, ist Prof. Meinertz selber seit seinem 35. Lebensjahr von Bluthochdruck betroffen und deswegen bin ich besonders gespannt, was er uns zu diesem Thema zu sagen hat.

Herr Prof. Meinertz, von allenbekannten Herz-Kreislauf-Risikofaktoren soll ja der Bluthochdruck weltweit gesehen die meisten Menschen-Lebensjahre rauben.

Kann man sagen, ab welchem Blutdruck unser Risiko bereits ansteigt?

Prof. Meinertz: Jetzt mal altersunabhängig steigt das Risiko schon bei relativ niedrigem Blutdruckwerten. Ab 115, 120mmHg oberer Wert und unterer Wert 80mmHg. Normalerweise geht man davon aus, dass ein deutlicher Anstieg das Risikos erst ab 140mmHg stattfindet, aber unterhalb ist das auch schon so. Trotzdem kann man nicht alle Menschen auf Blutdruckwerte von 110, 115mmHg einstellen.

Jetzt ist es natürlich leider so, dass die meisten Menschen ja überhaupt gar nichts merken von ihrem erhöhten Blutdruck. Man spricht ja nicht ohne Grund vom “Silent Killer” – also vom lautlosen Killer. Was sind denn so die größten drohenden Komplikationen, wenn ich das Ganze jetzt einfach verdränge und meinen Blutdruck einfach so laufen lasse?

Prof. Meinertz: Ja, sie haben völlig recht. Die meisten Patienten, zumindest mit Bluthochdruck, der leicht oder mittelgradig erhöht ist, haben keine Beschwerden und wer keine Beschwerden hat, lässt sich ungern dauerbehandeln. Es ist ja nicht mal eine Akut-Behandlung, sondern es ist eine Dauertherapie. Ja, es ist wirklich, wenn man sich das überlegt, für den Hirninfarkt, also Schlaganfall, für die Herzschwäche, für bestimmte Herzrhythmusstörungen und auch für die koronare Herzkrankheit, also respektive Herzinfarkt, mit der wichtigste Risikofaktor und das realisieren die Leute nicht. Was manchmal eindrucksvoll ist, wenn Leute
kommen und sagen: ja, ich habe einen hohen Blutdruck, aber das ist doch nicht so schlimm und der läuft schon längere Zeit, den lasse ich nie behandeln… Man lässt dann eine Computertomographie oder ein MRT vom Kopf machen. Und dann sieht man das an den Gefäßen, was der Blutdruck dort angerichtet hat, ohne dass die Patienten dadurch Beschwerden haben. Dann sage ich den Leuten: Dann geht das Gehirn
kaputt! schrittweise…

Wie geht’s dann weiter? Müssen immer gleich Medikamente ran?

Prof. Meinertz: Nein, das heißt das nicht. Zunächst mal muss der Patient verstehen, was Bluthochdruck bedeutet und was das für Konsequenzen hat.

Und zwar muss sich der Arzt da besonders viel Zeit nehmen. Nur zu sagen, Sie haben hohen Blutdruck, muss man behandeln, das ist wirklich kontraproduktiv, und führt nicht dazu, dass Patienten wirklich bereit sind, Medikamente auf die Dauer zu nehmen.

Nein, zunächst, ich sag mal, wir müssen, wenn die Blutdruckwerte nicht exzessiv erhöht sind oder Komplikationen schon dadurch auftreten, dann muss man natürlich sofort handeln und sofort Medikamente einsetzen. Aber normalerweise ist das ja nicht der Fall. Und dann sagt man dem Patienten: Das wollen wir jetzt mal sehen. Haben Sie wirklich einen hohen Blutdruck oder nicht?

Ich sag den Leuten: machen Sie es mal über vier bis sechs Wochen oder eine Woche pro Monat, für die nächsten Monate, messen sie mal selbst ihren Blutdruck und protokollieren diesen. Zum Beispiel immer in den Morgenstunden oder Abendstunden, zwei Messungen, im Abstand von fünf Minuten, in körperlicher Ruhe. Die Leute müssen selbst ein Gefühl dafür kriegen, was hoher Blutdruck ist und wie ihre Werte sind. Das ist gleichzeitig nicht nur eine gute Feststellung, ob Bluthochdruck und in welchem Ausmaß der vorliegt, sondern ist auch eine Motivation für die Leute. Und wenn man ihnen sagt, wenn mehr wie 25% der Werte 140mmHg und mehr sind, ist eine Behandlungsnotwendigkeit gegeben.

Dann sehen die Leute das viel mehr ein. Wenn man sich so prospektiv schon festlegt.

Ich habe ja hier in der schönen “HERZ heute” gelesen, dass sie selber seit ihrem 35. Lebensjahr von Bluthochdruck betroffen sind. Wie war’s bei ihnen?

Nicht anders, wie ich es bei meinen Patienten erlebe. Obwohl sowohl meine Mutter als auch mein Vater einen hohen Blutdruck gehabt haben, habe ich – und ich wusste, was familiäre Belastung durch hohen Blutdruck, was das bedeutet – habe ich das am Anfang überhaupt nicht realisieren wollen. Ich habe gesagt, der Stress in der Klinik, die vielen Nachtdienste, das ist einfach Ursache des hohen Blutdrucks. Ich hab’s nicht wahrhaben wollen.

Ich habe wiederholt gemessen über Wochen und immer wieder waren die Blutdruckwerte zu hoch. Und dann muss ich sagen, ist der Groschen plötzlich bei mir gefallen.

Als ich zu einem Kollegen ging und mit ihm diskutiert habe, hat er gesagt, du hast einen hohen Blutdruck. Das muss du doch anerkennen. Du kennst es von deinen Patienten, die wollen das auch nicht wahrhaben.

Und dann habe ich es gemerkt. Und dann: Gewichtsabnahme, das habe ich geschafft, ganz gut, aber natürlich langsam. Und ich habe versucht, weniger Wein zu trinken, das war schon schwieriger. Salzarme Kost ist schon schwieriger zu verwirklichen, wenn man in der in der Mensa isst oder sonst wie.

Bauen sie mal als Oberarzt in einer Uniklinik Stress ab. Das ist nicht so einfach oder auch zu Hause. Bauen sie den mal ab…

Haben Sie denn was erreichen können mit den Allgemeinmaßnahmen?

Prof. Meinertz: Damit habe ich den Blutdruck erniedrigen, aber nicht normalisieren können. Die Werte waren in der Tendenz dann niedriger. Und dann habe ich gesagt, es geht nicht. Ich bin auch nicht anders, wie die anderen. Ich muss mich behandeln. Und immer in Beratung auch mit einem Kollegen, der was davon versteht. Also so allein ihr Selbsturteil als Arzt, das ist auch nicht gut.

Und dann war die Therapie eigentlich ziemlich unproblematisch. Niedrig dosiert, Kombinationstherapie von Anfang an und dann hatte ich normale Werte. Dann war meine Therapie so selbstverständlich im Alltag. Morgens zum Frühstück meine drei Pillen, das war völlig normal – habe mich deshalb nicht krank gefühlt.

Jetzt gibt’s natürlich immer wieder das Problem, dass Patienten ihre Medikamente absetzen. Klassiker ist zum Beispiel, dass Menschen ihre Diuretika, also ihre wassertreibenden Medikamente, absetzen, weil sie einfach Angst haben, dass wenn sie aus dem Haus gehen, dass zum Beispiel keine Toilette in der Nähe ist. Wie gehen sie mit solchen Fällen um?

Prof. Meinertz: Das muss man wirklich mit den Patienten besprechen und ihnen zum Beispiel sagen, ja, an dem Tag, wo sie jetzt am Vormittag was vorhaben, da wird dann mal kein
Diuretikum genommen. Das ist nicht lebenswichtig. Sie müssen es regelmäßig nehmen, aber man kann Ausnahmen machen dabei, zum Beispiel mit einem Diuretikum. Man muss auf der
anderen Seite dem Patient sagen, wir machen eine maßgeschneiderte Therapie, aber die müssen sie auch einhalten.

Jetzt sind ja in aller Regel Blutdruckmedikamente relativ gut verträglich. Nichtsdestotrotz, wir sind ja nicht alle gleich. Jeder hat einen anderen Stoffwechsel, wie sollte ich denn jetzt als Patient vorgehen, wenn ich das Gefühl habe, dass ich ein Medikament nicht gut vertrage?

Prof. Meinertz: Nichts selbst machen, zum Doktor gehen und ihm das sagen. Dann mache ich meist einen Auslaßversuch mit dem Medikament und zwar nur die Substanz, die verantwortlich gemacht wird. Und vielfach ist es dann so, dass der Patient nach 4 Wochen wiederkommt und sagt durch das Absetzen hat sich überhaupt nichts geändert.

Dann fragen die Patienten, ja kann das ein Dauerschaden (von dem Medikament) sein? Nein, den kann man ausschließen. Also wenn die Substanz abgesetzt wird, dann geht auch die Nebenwirkung vorüber.

Der Klassiker ist natürlich der Patient, der in die Praxis kommt – in die Sprechstunde – und sagt, er hat natürlich die Medikamente abgesetzt, weil der Blutdruck ja so gut eingestellt war. Das haben Sie bestimmt auch schon mal erlebt?!

Prof. Meinertz: So ist es und viele kommen und sagen, ich habe die Blutdruckmedikamente vor drei Tagen abgesetzt und der Blutdruck ist gar nicht wieder angestiegen.

Ich habe gesagt, wenn sie es vor drei Tagen abgesetzt haben, die Medikamente, die Wirkung dauert viel länger als die Anwesenheit der Medikamente im Körper. Der Blutdruck steigt
langsam wieder an. Gucken Sie mal in vier Wochen…

Wenn es jetzt doch einmal der Fall ist, dass man unter drei kombinierten Wirkstoffen die Patienten nicht in den grünen Bereich bekommt, wie gehen Sie dann vor?

Prof. Meinertz: Ja wie bei mir zum Beispiel! Mit einem Aldesteronantagonisten,  und zwar nicht Eplerenon, sondern Spironolacton. Das ist ein Wunderwirker, häufig selbst wenn die Dreierkombination nicht wirkt – in einer Dosierung von 25 Milligramm täglich. Und damit kriegt man fast alle Patienten eingestellt, aber nicht alle…

Herr Prof. Meinertz, wir sind schon wieder am Ende angelangt.

Erstmal ganz herzlichen Dank für dieses interessante Interview und vor allen Dingen auch dafür, dass Sie uns auch so ein bisschen aus dem Nähkästchen über Ihre eigenen Erfahrungen berichtet haben.

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, ich denke, das Wesentliche, was wir jetzt wirklich mit nach Hause nehmen sollten, ist, dass der Bluthochdruck wirklich einer der ganz, ganz großen Bedrohungen unserer Gesundheit ist und sich ein Leben lang wirklich um eine gute Blutdruckeinstellung zu kümmern, ist wahrscheinlich die beste Lebensversicherung, die man sich so vorstellen kann.

Wenn sie noch etwas tiefer einsteigen wollen in dieses Thema Bluthochdruck, dann schauen sie mal bei einer der vielen, vielen Veranstaltungen der diesjährigen Herzwochen vorbei. Da gibt’s jede Menge spannende Vorträge zum Thema.

In diesem Sinne wünschen wir uns jetzt, dass Sie dieses Video weiterempfehlen, an andere Menschen da draußen, die das Thema vielleicht auch
interessiert.

Bleiben Sie schön gesund! Machen Sie’s gut,

Ihr Dr. Heart.

Unser Herz-Coaching

Du willst:

  • einen (weiteren) Herzinfarkt verhindern
  • deine Arteriosklerose effektiv aufhalten und mit anstatt gegen dein Herz leben
  • wieder dein inneres Gleichgewicht, Gelassenheit und Lebensfreude spüren
  • das Vertrauen in deinen Körper und dein Herz zurückgewinnen
  • deine Leistungsfähigkeit zurück – beruflich wie privat
  • JETZT die Sicherheit spüren, auf dem richtigen Weg zu sein

… dann haben wir genau das Richtige für dich!

Disclaimer

Die Vermittlung von Gesundheitsinformationen ist mit einer besonderen Verantwortung verbunden, der ich mir bewusst bin. Daher prüfe und aktualisiere ich die Inhalte und Empfehlungen kontinuierlich. Eine Garantie für Vollständigkeit, Korrektheit und letztendliche Aktualität kann ich jedoch nicht übernehmen. Wir haften daher nicht für eventuelle Schäden, die mit der Verwendung oder einem Missbrauch meiner veröffentlichten Inhalte entstehen. Zum Teil wird in den dargebotenen Beiträgen meine persönliche Meinung dargelegt, die ggf. auch von medizinischen Leitlinien oder Empfehlungen durch Fachgesellschaften abweichen kann. Hinweise zu Medikamenten oder Medizinprodukten sind keine Anleitung zur Selbstmedikation. Die auf der Dr. Heart Webseite dargebotenen Informationen dürfen nicht dazu verwendet werden, eine ärztliche Behandlung eigenständig zu beginnen, zu verändern oder zu beenden, hier ist in jedem Fall ihr Arzt zu konsultieren. Dr. S. Waller und Mitarbeiter sind unter keinen Umständen für Schäden haftbar zu machen, die sich aus der Nutzung der dargebotenen Informationen ergeben könnten. Es ist nicht beabsichtigt, mit diesem Haftungsausschluss gegen geltendes nationales Recht zu verstoßen. Die Informationen auf dr-heart.de ersetzen nicht Ihren persönlichen Arztbesuch, bei entsprechenden gesundheitlichen Problemen ist in jedem Fall ihr Arzt aufzusuchen, der eine korrekte Diagnose stellen und ggf. eine passende Therapie einleiten kann.