Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Sport nach Herzinfarkt – genial oder gefährlich?
Du hast einen Herzinfarkt erlitten oder leidest an einer koronaren Herzkrankheit und fragst dich jetzt:
Was kann ich meinem Herz überhaupt noch zumuten? Kann Sport, oder zu viel Sport vielleicht sogar gefährlich sein für mein Herz?
Hier bekommst du die Antworten auf alle deine Fragen!
Der größte Killer unserer Zeit
Der Herzinfarkt ist nach wie vor der häufigste Killer weltweit! Lange Zeit dachten wir, dass Menschen nach einem Herzinfarkt, wenn überhaupt, nur leichtes Ausdauertraining durchführen sollten und sich im Wesentlichen schonen sollten, um das “angeschlagene” Herz nicht noch weiter zu belasten.
Das ist mittlerweile zum Glück widerlegt und wir wissen heute, dass sich Herzpatienten sogar unbedingt körperlich betätigen sollten und nahezu alle Sportarten ausführen dürfen.
Wunderpille Sport
Neuere Studien zeigen sogar, dass täglich Sport bzw. körperliche Aktivität eines der wirksamsten Mittel ist, sich vor erneuten Ereignissen wie Herzinfarkt und Co. zu schützen. Eine große Studie zeigte, dass allein durch täglichen Sport und Bewegung das Sterberisiko 4 Jahre nach einem Herzinfarkt halbiert werden kann! Das schafft so schnell keine Tablette!
Leider machen nur etwa 10% der Menschen nach einem Herzinfarkt Gebrauch von dieser “Wunderpille Sport”. Verschenktes Potential!
Die eigentliche Gefahr geht also meist nicht von Sport aus, sondern davon, dass sich viele Menschen aus unbegründeter Angst körperlich schonen und somit ihrem Herzen die Wunderpille Sport vorenthalten!
Wann kannst du denn nach einem Infarkt wieder aktiv werden?
Wichtig ist, dass du nach einem Herzinfarkt komplett beschwerdefrei und in einem stabilen Zustand bist.
Das kann natürlich letztlich nur dein behandelnder Kardiologe vor Ort genau feststellen, der in aller Regel einen Belastungstest mit dir durchführen wird und dir dann konkrete Empfehlungen und einen konkreten “Fahrplan” zur Wiederaufnahme deiner sportlichen Aktivitäten gibt.
Grundsätzlich ist es aber so, dass du wieder aktiv werden kannst, wenn die Belastungsuntersuchungen zeigen, dass die Durchblutungssituation an deinem Herzen stabil, sprich nicht eingeschränkt ist.
Wie viel Sport bzw. körperliche Anstrengung darf es nach einem Herizinfarkt sein?
Die WHO und die American Heart Association empfehlen ja grundsätzlich mindestens 150 Minuten Bewegung bzw. moderaten Ausdauersport pro Woche. Aber das klingt erstmal sehr theoretisch, aber kein Mensch steht mit der Stoppuhr da.
Individuell kann aber natürlich auch mehr gemacht werden und ich sage immer: aus gesundheitlichen Gründen ist das a und o die Regelmäßigkeit, sprich versuche deinen Körper in seiner “Gesamtheit” am besten täglich zu benutzen!
Das heißt: Keine Angst vor körperlicher Anstrengung nach einem Herzinfarkt!
Welcher Sport nach Herzinfarkt ist denn nun geeignet?
Musst du eine bestimmte Sportart betreiben oder darfst du machen, was dir Spaß macht? Ganz klar erstmal: Du darfst und sollst sogar alles machen, was dir Spaß macht.
- Ausdauertraining
- Krafttraining
- HIIT-Training
- Radfahren
- Walken
- Joggen
- Wandern
- Yoga
- u.v.m
Diese Liste könnte ich fast unendlich weiterführen. Wie du siehst, kannst du nahezu fast alle Sportarten machen, WENN du es richtig machst und bestenfalls zumindest zu Anfang von einem Profi angeleitet wirst.
Grundsätzlich solltest du darauf achten, dass du nur unter Aufsicht und nicht allein Schwimmen gehst, damit im Ernstfall auch schnelle Hilfe vor Ort wäre. Ansonsten ist Schwimmen ein super Sport, der sowohl Ausdauer, Koordination und sogar Kraft verbessern kann.
Problematisch kann auch Wettkampfsport sein, gerade wenn er dazu führt, aus Ehrgeiz seinem Körper zu viel zuzumuten und seine eigenen Körpersignale zu verdrängen. Dabei kann man schnell seine eigene individuelle maximale Pulsfrequenz überschreiten.
Hochintensives Intervalltraining (HIIT)
Eine große Metaanalyse von 2015, also eine große zusammenfassende Studie, konnte sogar zeigen, dass selbst HIIT Training, also Hochintensives Intervall Training, bei dem u.A. die Pulsfrequenz schnell steigt und wieder sinkt, in der richtigen Anwendung positive Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf-Fitness von Herzpatientinnen und Patienten hat. Bezogen auf die maximale Sauerstoffaufnahme, also einem Parameter der Ausdauer- Fitness, zeigte das HIIT-Training sogar eine größere Verbesserung im Vergleich zum kontinuierlichen Training. Hast du das gewusst?
Fazit
Also zusammengefasst, wenn du ein paar Kleinigkeiten beachtest, wenn du in einem stabilen Zustand bist und du dich regelmäßig kardiologisch untersuchen lässt, dann steht deiner neuen sportlichen Karriere trotz Herzinfarkt nichts mehr im Wege! Im Gegenteil: Sport ist jetzt wichtiger denn je für dich und dein Herz!
Hier noch meine 3 besten “Sport nach Herzinfakrt” Hacks 🙂
- Tägliche Bewegung
- täglich wenigstens einmal etwas aus der Puste und ins Schwitzen kommen, “benutze” deinen Körper jeden Tag
- Quality before quantity
- die richtige und v.a. regelmäßige Ausführung deiner Übungen ist viel wichtiger als die Intensität und die Dauer
- Spaß bei der Sache
- Suche dir eine Sportart, die dir Spaß macht
- so ist es viel wahrscheinlicher, dass du langfristig dabei bleibst!
Häufig gestellte Fragen zum Thema Sport nach Herzinfarkt
Richtig ausgeführt und in der individuellen Intensität kann fast alles an Sport gemacht werden. Um langfristig efolgreich zu sein, sollte der Spaß an der entsprechenden Sportart im Vordergrund stehen. Grundsätzlich solltest du darauf achten, dass du nur unter Aufsicht und nicht allein Schwimmen gehst, damit im Ernstfall auch schnelle Hilfe vor Ort wäre. Ansonsten ist Schwimmen ein super Sport, der sowohl Ausdauer, Koordination und sogar Kraft verbessern kann. Problematisch kann auch Wettkampfsport sein, gerade wenn er dazu führt, aus Ehrgeiz seinem Körper zu viel zuzumuten und seine eigenen Körpersignale zu verdrängen.
Nahezu alle Sportarten können in der richtigen Ausführung und Dosierung das Herz stärken. Es kommt nicht unbedingt auf das WAS an, sondern auf die Regelmäßigkeit und die richtige Dosierung. Mit ganzheitlichem moderaten Kraft- und Ausdauertraining liegt man aber fast immer richtig.
Wichtig ist, dass man nach einem Herzinfarkt komplett beschwerdefrei und in einem stabilen Zustand ist. Wenn die Belastungsuntersuchungen zeigen, dass die Durchblutungssituation an dem Herzen stabil, sprich nicht eingeschränkt ist, kann man mit der sportlichen Akitvität wieder anfangen.
Quellen:
Elliott, A. D., Rajopadhyaya, K., Bentley, D. J., Beltrame, J. F., & Aromataris, E. C. (2015). Interval training versus continuous exercise in patients with coronary artery disease: a meta-analysis. Heart, Lung and Circulation, 24(2), 149-157.
Wisløff, U., Støylen, A., Loennechen, J. P., Bruvold, M., Rognmo, Ø., Haram, P. M., … & Skjærpe, T. (2007). Superior cardiovasculareffectofaerobicintervaltrainingversus moderate continuoustrainingin heartfailurepatients: a randomizedstudy.Circulation,115(24), 3086-3094.
Besnier, F., Labrunée, M., Richard, L., Faggianelli, F., Kerros, H., Soukarié, L., … & Sénard, J. M. (2019). Short-term effectsofa 3-week intervaltrainingprogramon heartrate variabilityin chronicheartfailure. A randomisedcontrolledtrial.Annalsofphysicaland rehabilitationmedicine,62(5), 321-328.