Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Linda Weißer ist approbierte Ärztin und leidenschaftliche Ernährungsberaterin, letzteres offline und online über ihren Blog alimonia.net.
Transfette
Turbo-Beschleuniger der Arteriosklerose – die in Fertiggerichten und Industrienahrung leider noch viel zu oft enthaltenen Transfette
Vielleicht haben Sie auch schon in den Medien die Diskussion um sog. „Transfette“ mitbekommen. Viele Länder wollen sie in der industriellen Produktion verbieten bzw. strengere Grenzwerte erlassen, die US-Bundesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln (FDA) will Transfette in den kommenden Jahren komplett aus allen Lebensmitteln in den USA verbannen.
Was hat es damit auf sich? Transfette sind eine spezielle Form von ungesättigten Fettsäuren (die ja sonst eigentlich gesund sein sollen..) mit einer bestimmten Molekülgeometrie, der sie ihren Namen verdanken. Sie entstehen auf natürliche Weise im Verdauungstrakt von z.B. Kühen und sind daher in Milchprodukten enthalten. Daneben entstehen sie v.a. beim Braten oder Frittieren oder in der industriellen Produktion bei der „Härtung“ pflanzlicher Öle, um z.B. streichfähige Margarine herzustellen. Da sie billig und lange haltbar sind gelten sie als perfekte Industrieprodukte. Leider wirkt sich eine erhöhte Aufnahme dieser Transfette aber sehr ungünstig auf die Zusammensetzung unserer Blutfette aus. Das arteriosklerosefördernde LDL-Cholesterin, das Lipoprotein(a) und die Triglyzeride steigen an während man einen Abfall des HDL-Cholesterins beobachtet. Dadurch wirken sich Transfette also besonders schädlich auf unsere Blutgefäße aus. Daneben gibt es aber auch Hinweise auf viele weitere gesundheitsschädigende Effekte. In einer spanischen Studie zeigte sich eine starke Häufung von Depressionen bei Menschen, die viele transfettsäurebelastete Produkte zu sich nahmen.
In Deutschland hat der Verbraucher es aktuell noch sehr schwer den möglichen Gehalt dieser schädlichen Transfette in Nahrungsmitteln nachzuvollziehen. Leider müssen hierzulande Transfette nur in Lebensmitteln deklariert werden, die der Diät-Verordnung unterliegen (z.B. Säuglingsnahrung). Achten Sie daher darauf, ob in den Inhaltsstoffangaben „gehärtete“ oder „zum Teil gehärtete Fette“ auftauchen, dann wissen Sie, dass Transfette enthalten sind, allerdings nicht in welcher Menge. Letztlich ist es paradox, obwohl bekannt ist, dass (ein- oder mehrfach) ungesättigte Fettsäuren gesünder als gesättigte Fettsäuren sind werden Fette industriell „gehärtet“ (hydriert). Warum? Aus dem einfachen Grund, dass sich durch diesen Prozess die Haltbarkeit verlängern lässt. Etwas plakativ formuliert: Die Lebensdauer dieser industriell verarbeiteten Lebensmittel im Regal Ihres Supermarktes wird verlängert auf Kosten Ihrer eigenen Lebensdauer..
Bei unverpackten Backwaren wie Pfannkuchen oder Croissants haben Sie aktuell so gut wie keine Chance herauszufinden ob und wieviel Transfette enthalten sind.
Hier helfen also derzeit v.a. unsere bereits besprochenen Empfehlungen möglichst frisch und unverarbeitetes zu essen und weitestgehend auf Fertigprodukte zu verzichten. Meiden Sie daher Pommes frites und anderes Frittiertes, Backwaren, Knusperflocken, Mayonaise und Remouladen, Fertigsuppen, Chips und ähnliche „Knabbereien“ aber auch Süßigkeiten und andere „Fertigsnacks“. Letztlich ist hier in Deutschland jetzt die Politik gefordert den Verbraucher durch entsprechende Richtlinien oder besser ein Verbot dieser Transfette umfassender zu schützen.