Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Linda Weißer ist approbierte Ärztin und leidenschaftliche Ernährungsberaterin, letzteres offline und online über ihren Blog alimonia.net.
Inhalt
Was ist Arteriosklerose?
Laut Definition bezeichnet der Begriff Arteriosklerose die Einlagerung von Fetten und Cholesterin in die Wand von Blutgefäßen. „Arterio“ stammt vom altgriechischen „artería“, Ader, und „sklerose“ von „sklerós“, hart. Wortwörtlich ist die Arteriosklerose demnach also eine „Arterienverhärtung“, also eine Verhärtung von solchen Blutgefäßen, die das Blut vom Herzen wegführen.
In der Umgangssprache fällt übrigens häufig der Begriff ‚Arterienverkalkung’. Dieser ist aber nicht ganz zutreffend, denn anders als z.B. bei einem verkalkten Waschmaschinenschlauch wird kein Kalk abgelagert, sondern eine Mischung aus Cholesterin und cholesterinähnlichen Stoffen, Fetten, Calciumsalzen und Bindegewebe. Außerdem befinden sich diese Ablagerungen auch nicht auf der Gefäßinnenwand, sondern tatsächlich innerhalb der Wand.
Ein korrekter Begriff ist dagegen die Atherosklerose. Streng genommen ist dieser Begriff sogar eigentlich „richtiger“ als der Begriff Arteriosklerose. Denn Atherosklerose bezeichnet wirklich nur die klassische Form der Arterienverhärtung, die eben durch die Cholesterinablagerungen entsteht. Die Arteriosklerose umfasst dagegen auch noch Formen der Arterienverhärtung, die durch andere Erkrankungen entstehen. Dazu zählt z.B. die sogenannte Mönckeberg-Sklerose. Hierbei ist nicht die innere Gefäßschicht von Ablagerungen betroffen, sondern die mittlere. Dennoch werden beide Begriffe, also sowohl Arteriosklerose als auch Atherosklerose, im allgemeinen Sprachgebrauch wie Synonyme verwendet.
Lernen Sie mehr über die Entstehung von Arteriosklerose
Invisible trick
Die Ursachen von Arteriosklerose – einfach erklärt
Wie kommt es zur gefürchteten Arterienverkalkung?
Der Ursprung allen Übels ist eine Verletzung oder Fehlfunktion der inneren Gefäßwand, der sog. Endothelschicht. Eine solche Verletzung kann durch viele Faktoren entstehen, darunter zum Beispiel Bluthochdruck oder Bakteriengifte. Die innere Gefäßwand wird durchlässig für Cholesterin, darunter vor allem das “schlechte” LDL-Cholesterin, was sich zunehmend in der Arterienwand einlagert und dort auch verändert und oxidiert wird. Die Zellen der inneren Gefäßwand werden dadurch weiter geschädigt, wodurch die gefäßweitenden Fähigkeiten verloren geht. Außerdem reagieren die Zellen auf die Einlagerung von LDL-Cholesterin, indem sie weitere Immun- und Abwehrzellen anlocken. Eingewanderte Immunzellen, “Fresszellen”, versuchen, das oxidierte LDL-Cholesterin zu beseitigen und wandeln sich dabei in sogenannte Schaumzellen um, die die „Plaque“, also die Verdickung der Gefäßwand mit ausbilden.
Durch die abgestorbenen Schaumzellen entsteht eine andauernde Entzündungsreaktion, die immer mehr Entzündungszellen anlockt und somit den entzündlichen Prozess verstärkt. Schließlich kommt es zu einem Umbau des gesamten Gefäßes. Ähnlich wie bei der Entstehung einer Narbe kommt es zur Bildung einer „Kappe“ aus Bindegewebe, die aber im Inneren Fette enthält. Diese Fette entstammen dem Inhalt von abgestorbenen Schaumzellen. Bricht eine arteriosklerotische Plaque auf, kommt es zur Ausbildung eines Blutgerinnsels an der in den Blutstrom ragenden Plaque, was den Gefäßdurchmesser weiter verkleinert oder ggf. sogar zu einem kompletten Gefäßverschluss, und damit zu einem Infarkt führt.
Aufgrund dieser Mechanismen gibt es verschiedene Risikofaktoren für die Entstehung einer Arteriosklerose:
- Bluthochdruck: Hierdurch kann es zu Gefäßverletzungen kommen.
- Diabetes: Auch erhöhter Blutzucker kann die Gefäße schädigen (teils sogar direkt durch Ausbildung sog. AGE, advanced glycation endproducts).
- Störungen des Fettstoffwechsels: Hohe LDL-Cholesterinwerte begünstigen die Bildung arteriosklerotischer Plaques. Umgekehrt kann sich ohne LDL-Cholesterin keine Arteriosklerose ausbilden.
- Familiäre Veranlagung: Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen und damit auch Arteriosklerose sind bis zu einem gewissen Grad vererbbar.
- Lebensstil: Rauchen, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und Alkohol können unterschiedliche Erkrankungen wie starkes Übergewicht, Bluthochdruck oder Diabetes begünstigen und damit auch Arteriosklerose fördern.
- Psyche: Chronischer Stress und psychische Belastungen spielen ebenfalls eine Rolle.
Lernen Sie mehr über die Ursachen der Arteriosklerose
Invisible trick
Was sind die Symptome von Arteriosklerose?
Dass man unter Arteriosklerose leidet, merkt man meistens erst dann, wenn es schon zu spät ist: Dann haben nämlich die Plaques in den Gefäßen bereits eine Erkrankung ausgelöst, die Beschwerden verursacht. Die Beschwerden entstehen hauptsächlich durch Durchblutungsstörungen, die im Prinzip in jedem Organ auftreten können:
In den Beinen kann es im Rahmen einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) zu Schmerzen kommen. Bei einem Darminfarkt (med. Mesenterialinfarkt) kommt es zu stärksten Bauchschmerzen, und bei einem Herzinfarkt treten die klassischen Beschwerden auf: Ein starkes Druckgefühl hinter dem Brustbein oder Engegefühl im ganzen Brustkorb (als ob „ein Elefant auf der Brust sitzen würde“), manchmal ausstrahlend in den Unterkiefer oder linken Arm.
Wenn sich Plaques ablösen, kann es aber auch zum Verschluss von Hirngefäßen kommen, was akut zum Schlaganfall führen kann. Hier können Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, Taubheitsgefühle, Schwäche oder Verwirrung auftreten. Auf längerfristige Sicht können arteriosklerotische Plaques im Gehirn aber auch zur Demenz führen.
Lernen Sie mehr über die Symptome der Arteriosklerose
Welche Folgen hat eine Arteriosklerose?
Je nach Ort der „Arterienverkalkung“ entwickeln sich verschiedene Erkrankungen. Sind die Herzkranzgefäße betroffen, entsteht eine Koronare Herzkrankheit (KHK). Diese kann z.B. zu einer Herzschwäche führen. Bei verengten Bein-Arterien entsteht die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), auch „Schaufensterkrankheit“ genannt. Sind die Arterien der Niere betroffen, kann sich eine Nierenschwäche (sog. chronische Niereninsuffizienz) ausbilden. An Arterien im Bauch oder im Gehirn kann es zu einem Aneurysma (Gefäßaussackung) kommen. Dieses kann platzen und eine lebensgefährliche Blutung verursachen.
Instabile Plaques können auch einreißen und dann als Blutgerinnsel (Thromben) abgeschwemmt werden und ein Gefäß verschließen. Dann kann es zu einem lebensgefährlichen Herzinfarkt, einem Schlaganfall oder einem Verschluss im Bein kommen.
Lernen Sie mehr über Arteriosklerose-Folgen und Komplikationen
Welche Stadien der Arteriosklerose gibt es?
Die Arteriosklerose schreitet in mehreren Stadien voran. Das erste Stadium beginnt meist schon im frühen Erwachsenenalter oder sogar in der Kindheit und dauert 20 bis 40 Jahre. Hier gibt es noch keine Symptome. Im zweiten Stadium kommt es dann schon zu Beschwerden. Wie genau diese aussehen, ist abhängig vom Ort der entstehenden Plaques. Kommt es z.B. zur Verengung der Herzkranzarterien, entsteht durch die Unterversorgung des Herzens das Bild der Angina pectoris, der „Brustenge“. In der dritten Phase sind die Symptome massiv, und schnelles Handeln ist erforderlich. Hier kommt es zum Herzinfarkt oder zum Schlaganfall.
Lernen Sie mehr über Arteriosklerose-Stadien
Wie wird Arteriosklerose behandelt?
Bei der Behandlung von Arteriosklerose unterscheidet man die medizinische Therapie von der Lebensstilanpassung.
Medizinisch kommen zum Beispiel Medikamente zur Senkung des Blutdrucks und des Cholesterins sowie zur Plaquestabilisierung (Statine) in Frage. Liegt bereits eine Erkrankung wie eine koronare Herzkrankheit oder eine pAVK vor, kann man zum Beispiel das betroffene Gefäß mit einem Bypass umgehen oder mithilfe eines Ballons oder Stents wieder „freilegen”. Steckt eine abgelöste Plaque, also ein Thrombus in einer Beinarterie oder in der Halsschlagader, kann man in einer OP versuchen, diesen wieder zu entfernen.Was es mit der neuen Behandlung der “Anti Inflammation” auf sich hat, erfährst du hier im Video:
Beim Lebensstil ist es entscheidend, dass man bei den entsprechenden Risikofaktoren ansetzt:
Wer raucht, sollte den Tabakkonsum einstellen. Bei Diabetes (Zuckerkrankheit) sollte darauf geachtet werden, dass der Blutzucker gut eingestellt wird. Das Körpergewicht sollte im Normalbereich liegen, und Stress sollte auf ein Mindestmaß reduziert werden. Dabei unterstützt auch körperliche Bewegung: Besonders moderater Ausdauersport, aber auch Krafttraining ist sinnvoll.
Darüber hinaus ist auch die Ernährung ein entscheidender Faktor, um Arteriosklerose vorzubeugen bzw. zu behandeln. Häufig wird die mediterrane Ernährungsweise empfohlen, da diese reich an Ballaststoffen, ungesättigten Fettsäuren und sekundären Pflanzenstoffen, die antioxidativ wirken, ist. Auf hochverarbeitete Lebensmittel sollte weitestgehend verzichtet werden. Sie sättigen schlecht, was Fettleibigkeit fördert, und können hohe Anteile an Zucker, gesättigten Fettsäuren oder gehärteten Fetten (Transfette) enthalten.
Lernen Sie mehr über die Behandlung der Arteriosklerose
Kann ich Arteriosklerose rückgängig machen?
Bis zu einem gewissen Grad ist es möglich, einmal entstandene arteriosklerotische Plaques zu verkleinern und dadurch auch das Risiko für entsprechende Erkrankungen wie Herzinfarkt und Co. zu verringern. Medikamentös sind vor allem Statine oder PCSK9-Hemmer effektiv. Ansonsten gilt auch hier: Risikofaktoren reduzieren und einen gesunden Lebensstil verfolgen!
Kann Extremsport Arteriosklerose begünstigen?
Sport, richtig angewendet, ist ja fast schon ein Allheilmittel. Aber wie schaut es aus mit extremen sportlichen Belastungen? Marathon, Ultra-Marathon, iron man… Ist das noch unbedenklich? Studien haben hier ja zuletzt etwas beunruhigende Ergebnisse gezeigt, doch wie sind die zu interpretieren? Dr. Heart im Interview mit Sport- und Ernährungsmediziner (und Extremsportler!) Dr. Robert Margerie…