Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Linda Weißer ist approbierte Ärztin und leidenschaftliche Ernährungsberaterin, letzteres offline und online über ihren Blog alimonia.net.
Arteriosklerose – Folgen und Vorbeugung
Welche Risiken hat eine Arteriosklerose und was sind Folgeerkrankungen?
Das Gefährliche in Bezug auf die Arteriosklerose ist, dass sie meist erst dann Symptome verursacht, wenn sie schon weit fortgeschritten ist. Die meisten Menschen merken also nichts von den Risiken einer Arteriosklerose, bevor tatsächlich bereits ein fortgeschrittener Gefäßschaden vorliegt bzw. sogar ein medizinischer Notfall als Folge der Gefäßveränderung eintritt, also z.B. ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall.
Was sind typische Folgen der Arteriosklerose?
Die Folgen der Arteriosklerose sind davon abhängig, welches Gefäß von der „Arterienverkalkung“ betroffen ist. In den Herzkranzgefäßen kommt es aufgrund der verminderten Blutversorgung des Herzmuskels zu einem Druck- und Engegefühl in der Brust, der sog. Angina pectoris. Kommt es zu einem akuten Einriss einer arteriellen Ablagerung (koronare Plaque) kann sich über eine akute Gerinnselbildung (Ausbildung eines Thrombus) ein kompletter Verschluss einer Herzkranzarterie, ein Herzinfarkt ergeben.
Sind die Halsschlagadern betroffen ist das Gehirn ggf. mit Sauerstoff und Nährstoffen unterversorgt. Die Folge ist ein Schlaganfall (bei einem kompletten Verschluss einer Hirnarterie) mit den entsprechenden Symptomen.
Eine weitere Folgeerkrankung ist die sogenannte periphere arterielle Verschlusskrankheit, also eine Verengung einer Herz-fernen Arterie, z.B. einer Bein- oder Beckenarterie. Hierbei schmerzen die mangeldurchbluteten Beine, was betroffene Menschen zum Stehenbleiben zwingt (daher “Schaufensterkrankheit”). Im fortgeschrittensten Stadium kann es bis zum Absterben der betroffenen Gliedmaße kommen.
Auch die Nierenarterien können betroffen sein. Dadurch kann eine chronische Nierenschwäche (med. Niereninsuffizienz) entstehen.
Was sind wichtige Schritte zur Vorbeugung (Prävention) einer Arteriosklerose?
Ein wichtiger Faktor ist es, die Risikofaktoren für eine Arteriosklerose zu vermeiden bzw. gut “einzustellen”. Dazu zählt die Kontrolle der Blutfettwerte (vor allem des Cholesterins), des Blutdrucks, des Blutzuckerspiegels und des Körpergewichts. Auch das Rauchen ist ein wichtiger Risikofaktor und sollte komplett vermieden werden.
Zur „Positivliste“ der wichtigsten vorbeugenden Faktoren zählt insgesamt ein gesunder Lebensstil. Dazu zählt:
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung: Eine Ernährung reich an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Olivenöl und arm an Salz, gehärteten Fetten, Zucker und insgesamt stark verarbeiteten Lebensmitteln wirkt präventiv.
Körperliche Bewegung: Regelmäßige körperliche Bewegung, bevorzugt Ausdauer-, aber auch Kraftsport, stellt ebenfalls einen vorbeugenden Faktor dar. Zügiges Spazierengehen, Nordic Walking, Joggen, Schwimmen, oder Radfahren sind ideal.
Wichtig sind auch regelmäßige ärztliche Kontrollen, wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Familie zählen dazu. Auf diese Weise können mögliche Folgeerkrankungen der Arteriosklerose schon früh behandelt und dadurch eventuell sogar verhindert oder abgemildert werden. Hier spielt auch die medikamentöse Einstellung eine wichtige Rolle für die Vorbeugung von Folgeerkrankungen. Hier sind vor allem die Erkrankungen Diabetes mellitus und Bluthochdruck zu nennen, die als wichtige Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten und daher einer regelmäßigen ärztlichen Kontrolle bedürfen. Auch eine medikamentöse Einstellung des Cholesterinspiegels kann notwendig sein und vorbeugend wirken.
Können sich Gefäße wieder erholen?
Lange ging man davon aus, dass die Arteriosklerose eine irreversible Erkrankung ist. Die gängige Meinung war, dass man die Entstehung der Arteriosklerose höchstens verlangsamen oder anhalten könne. Mittlerweile weiß man jedoch: Wenn der Cholesterinspiegel drastisch gesenkt wird, z.B. durch Statine, ist es möglich, dass sich Plaques in den Arterien zurückbilden können. Wichtig ist hier vor allem der LDL-Cholesterin-Wert. Dieser sollte möglichst niedrig eingestellt werden (<55mg/dl bei bestehender Arteriosklerose), damit sich die Gefäße wieder erholen und die Arteriosklerose zurückbilden können.