Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Finden Sie hier eine Übersicht weiterer bedeutender Erkrankungen, über die wir Bescheid wissen sollten.
Synkope (Ohnmacht)
Ohnmachtsanfälle, sog. Synkopen, sind sehr häufig: Jeden zweiten von uns erwischt es mindestens einmal im Leben. Aber sind sie gefährlich? Was gibt es zu beachten?
Ein Ohnmachtsanfall oder medizinisch eine „Synkope“, ist ja häufig für die betroffene Person und auch die anderen anwesenden Personen ein beunruhigendes oder dramatisches Ereignis – aber was ist das eigentlich eine solche Synkope, und ist das gefährlich?
Zunächst einmal vorweg: Ohnmachtsanfälle, sog. Synkopen, sind extrem häufig, jeder zweite Mensch erleidet während seines Lebens zumindest einmal eine Ohnmacht. Aber was passiert da in unserem Körper genau?
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Wenngleich es verschiedene Ursachen gibt, ist quasi das „Endergebnis“, das dann schließlich zur Ohnmacht führt, immer das gleiche: Durch einen Blutdruckabfall im Gehirn kommt es zu einer kurzzeitigen Minderdurchblutung und damit einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff, worauf das Gehirn extrem empfindlich reagiert, sodass die betroffene Person das Bewusstsein verliert und zu Boden stürzt. Das praktische hierbei ist, dass sich durch diese „Lageänderung“ bei einer normalen, harmlosen Synkope meist das Problem dann auch von alleine wieder in kurzer Zeit löst, da sich durch die nunmehr am Boden vorhandene horizontale Körperlage die Durchblutung des Gehirns schlagartig verbessert und die betroffene Person innerhalb von 3-30 Sekunden das Bewusstsein wieder erlangt. Ist dies nicht der Fall und dauert die Bewusstlosigkeit deutlich länger an, dann handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um eine Synkope!
Wie kommt es nun zu dieser kurzfristigen verminderten Durchblutung des empfindlichen Gehirns? Hier können wir 3 große Gruppen von Ohnmachtsanfällen unterscheiden:
- Reflexsynkopen, sog. vasovagale Synkopen
- orthostatische Synkopen
- und kardiale Synkopen, also herzbedingte Ohnmachtsanfälle
Mit die häufigste Form der Synkope und zum Glück in aller Regel auch harmlos sind die Reflexsynkopen, medizinisch vasovagale Synkopen. Hierbei wird, wie es der Name schon vermuten lässt, durch verschiedenste Auslöser wie langes Stehen, starke Emotionen wie Angstgefühl aber z.B. auch durch Druckerhöhungen im Brust- oder Bauchraum ein Kreislaufreflex ausgelöst, der letztlich über die Aktivierung des sog. Vagusnervs zu einer Weitstellung der Blutgefäße und zu einem Abfall der Herzschlag-, also der Pulsfrequenz führt. Dadurch verbleibt zu viel Blut in der unteren Körperhälfte bzw. das Herz pumpt kurzzeitig zu wenig Blut und es resultiert wie vorhin bereits angesprochen die verminderte Durchblutung des Gehirns mit nachfolgendem Bewusstseinsverlust.
Ebenfalls sehr häufig und in der Regel auch eher harmlos, wenn es durch die Ohnmacht nicht zu einer Verletzung durch einen Sturz kommt, ist die zweite Synkopenform, die orthostatische Synkope. Diese tritt auf z.B. bei zu schnellem Lagewechsel, also wenn man z.B. zu schnell aus dem Liegen aufsteht und unser Kreislauf, der ja u.a. durch ein Zusammenziehen unserer Blutgefäße dafür sorgen muss, dass trotz der nunmehr vertikalen Körperposition noch genug Blut im Kopf ankommt, gewissermaßen nicht schnell genug hinterherkommt. Dadurch verbleibt dann zu viel Blut in der unteren Körperhälfte und es kommt wiederum zu wenig Blut oben im Kopf, im Gehirn an, sodass wir ohnmächtig werden. Diese Synkopenform ist sehr häufig bei jungen, schlanken Frauen und wird durch einen Flüssigkeitsmangel noch begünstigt. Daneben findet man diese Form der Synkope aber z.B. auch bei älteren Patienten, die mit wassertreibenden Medikamenten, sog. Diuretika behandelt werden, gerade dann wenn es vielleicht draußen auch noch heiß ist, was ja Flüssigkeitsverluste zusätzlich begünstigt. Daher hat mir mein alter Oberarzt immer beigebracht gerade bei älteren Patienten den Blutdruck immer auch nach dem Aufstehen im stehender Körperposition zu messen!
Die dritte und meines Erachtens wichtigste, weil potenziell deutlich gefährlichere Gruppe, ist die Gruppe der kardialen Synkopen, also herzbedingte Ohnmachtsanfälle. Diese sind zum Glück deutlich seltener, dafür aber eben auch gefährlicher als die Reflex- oder die orthostatischen Synkopen. Hierbei kann es durch Herzrhythmusstörungen, wie einen zu langsamen Pulsschlag, aber auch durch gefährliche schnelle Herzrhythmusstörungen, wie sie z.B. auch im Rahmen eines Herzinfarktes auftreten können, zu einer deutlichen Verminderung der Pumpleistung des Herzens kommen, die dann letztlich auch wieder zu einem Blutdruckabfall mit der schon so oft beschriebenen verminderten Hirndurchblutung und damit zu einer Ohnmacht führt. Ursachen dieser ggf. auch gefährlichen Herzrhythmusstörungen können verschiedene Herzerkrankungen wie z.B. die koronare Herzkrankheit sein. Daneben kann aber auch eine Herzklappenerkrankung die Ursache sein, wie die sog. Aortenklappenstenose, bei der durch eine Verhärtung und Verkalkung die Aortenklappe verengt ist und dadurch nicht mehr genug Blut aus der linken Herzkammer in den Körper und damit auch in das Gehirn gepumpt werden kann.
Viele, viele Fakten, die Sie jetzt gelesen haben! Die entscheidende „take home Message“ ist folgende:
Synkopen sind sehr häufig und in der Mehrzahl der Fälle eine harmlose, vorübergehende Kreislauffunktionsstörung. Entscheidend ist aber aus der großen Zahl dieser harmlosen Ohnmachtsformen die potenziell gefährlichen herzbedingten Formen herauszufischen, da diese Sie stark gefährden können. Harmlose Synkopenformen kündigen sich häufig durch vorausgehende Beschwerden, wie Schwindel, ein flaues Gefühl, Schwarz werden vor den Augen, Sternchen sehen, Übelkeit oder Schweißausbrüche an und können dann oftmals durch rechtzeitige Gegenmanöver wie z.B. ein rechtzeitiges Hinlegen, Hochlagerung der Beine und rasche Flüssigkeitsaufnahme oder auch durch ein Anspannen der Muskulatur, z.B. durch einen leicht zu erlernenden speziellen Handgriff verhindert werden.
Herzbedingte Ohnmachtsanfälle treten typischerweise oftmals schlagartig aus dem Nichts heraus auf oder sie kündigen sich durch Herzstolpern, Herzklopfen, Herzrasen oder auch einen deutlich langsameren Puls als gewohnt an. Auch Ohnmachtsattacken, die unter körperlicher Anstrengung, wie etwa beim Treppensteigen, Bergauflaufen oder Sporttreiben, auftreten, sind eher verdächtig auf eine herzbedingte Ursache.
Liebe LeserInnen, natürlich ist es schwierig für einen Laien diese harmlosen von potenziell gefährlichen Ohnmachtsformen zu unterscheiden und daher gilt natürlich wie immer:
Wenden Sie sich im Zweifel an den Arzt Ihres Vertrauens, der Ihre Situation vor Ort mit Ihnen zusammen am besten einschätzen und, falls nötig, weitere Untersuchungen planen kann!
Die Schaufensterkrankheit (PAVK)
Was macht die PAVK, die „Schaufensterkrankheit“ so gefährlich und könnten vielleicht auch Sie betroffen sein?
Die Atherosklerose, also die zunehmende entzündliche Verhärtung, Verengung und Verkalkung unserer Arterien, ist die weltweit größte Bedrohung für unsere Gesundheit. Sie betrifft alle unsere Arterien und kann daher zeitgleich in verschiedenen Organen auftreten und diese dann durch eine eingeschränkte Durchblutung schädigen. Während die Bedrohung durch Herzinfarkt und Schlaganfall den meisten Menschen sehr präsent ist, wird eine weitere durch diese Atherosklerose bedingte Erkrankung deutlich unterschätzt – und das obwohl die betroffenen Menschen das höchste Sterberisiko unter den Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Die Rede ist von der sog. PAVK, der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, im Volksmund auch als „Schaufensterkrankheit“ bekannt.
Schätzungen gehen davon aus, dass 20% der Patienten, die eine Hausarztpraxis aufsuchen, eine solche PAVK haben, ohne davon zu wissen! Es handelt sich also um eine wirkliche Volkskrankheit mit leider sehr hoher Dunkelziffer. Dabei ist die frühzeitige Diagnose dieser Erkrankung extrem wichtig, um das Voranschreiten rechtzeitig und effektiv aufzuhalten und v.a. auch Komplikationen der Atherosklerose an anderen Organen, wie Herzinfarkt und Schlaganfall, zu verhindern!
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Aber was passiert da eigentlich genau in den Beinarterien und wieso wird diese Krankheit als “Schaufensterkrankheit“ bezeichnet?!
Unsere Muskulatur ist zur Deckung ihres Sauerstoffbedarfs auf eine ausreichende Durchblutung angewiesen. Dabei steigt der Sauerstoffbedarf, wenn die Muskulatur aktiv ist, also z.B. wenn wir gehen.
Liegt nun eine Verengung der Beinarterien durch Ablagerungen an den Arterienwänden vor, also die bereits besprochene Plaquebildung bei Atherosklerose, dann kann dieser Sauerstoffmehrbedarf der Beinmuskulatur beim Gehen nicht mehr ausreichend gedeckt werden. Der Muskel übersäuert und die betroffenen Menschen müssen nach kurzer Gehstrecke stehen bleiben und eine Pause machen, damit sich die Muskulatur erholen kann. Diese Pause nutzen sie z.B. um in ein Schaufenster schauen – daher also der Name „Schaufensterkrankheit“.
Die periphere art. Verschlusskrankheit verläuft in 4 Stadien, im ersten Stadium bestehen bereits Veränderungen der Arterien mit der besprochenen Plaquebildung aber es werden noch keine Schmerzen verspürt. In den fortgeschrittenen Stadien kommt es dann zu Schmerzen in den Waden, den Oberschenkeln oder sogar der Pomuskulatur mit einer zunehmenden schmerzbedingten Abnahme der Gehstrecke. Schließlich können dann im fortgeschrittenen Stadium sogar schon in Ruhe Schmerzen auftreten und Komplikationen der eingeschränkten Durchblutung bis hin zum Absterben von Gewebe mit dann notwendigen Amputationen.
Lassen Sie es nicht so weit kommen! Die Atherosklerose und damit auch die PAVK, also die „Arterienverkalkung“ lässt sich durch einen klugen Lebensstil mit Verzicht auf das Rauchen, ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung und Kontrolle von Blutdruck und Cholesterinwerten effektiv verhindern bzw. aufhalten.
Wichtig ist v.a. auch die Erkrankung frühzeitig festzustellen, um konsequente Gegenmaßnahmen einleiten zu können und Komplikationen, auch solche an anderen Organen, wie Herzinfarkt und Schlaganfall, vermeiden zu können. Die PAVK ist durch eine einfache, in 5 Minuten beim Arzt durchzuführende Untersuchung durch Blutdruckmessung am Arm und am Bein oberhalb des Knöchels leicht und schmerzfrei festzustellen! Wird am Bein ein niedrigerer Blutdruck als am Arm gemessen muss von einer Durchblutungsstörung ausgegangen werden. In diesem Fall muss dann mit weiterführenden Untersuchungen, wie einem Blutgefäßultraschall, das genaue Ausmaß der Erkrankung ermittelt werden.
Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,
sollten Sie von einer PAVK betroffen sein haben Sie die Möglichkeit den weiteren Verlauf Ihrer Erkrankung entscheidend positiv zu beeinflussen. Zusammen mit Ihrem Arzt können Sie einen Behandlungsplan entwickeln zu dem neben den im Vordergrund stehenden Verbesserungen im Lebensstil auch weitere technische und medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten zur dauerhaften Verbesserung der Durchblutungssituation Ihrer Beine gehören können. Ihr behandelnder Arzt wird Sie hierzu bestens aufklären können.
Bis dahin, bleiben Sie schön gesund, Ihr Dr. Heart!