Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Linda Weißer ist approbierte Ärztin und leidenschaftliche Ernährungsberaterin, letzteres offline und online über ihren Blog alimonia.net.
Gluten und Glutenintoleranz
Was bringt die glutenfreie Ernährung?
„Dumm wie Brot“ oder „Weizenwampe“, das sind so 2 Bestseller mit reißerischem Titel, die den laufenden „Trend“ befeuern, Getreideprodukte mit dem darin enthaltenen Eiweiß Gluten zu verteufeln. Aber, was ist wirklich dran an der Glutenhysterie und fahren wir mit “frei von… Gluten”-Produkten wirklich besser?
Zunächst einmal vorweg, ja! Natürlich gibt es eine Glutenunverträglichkeit. Hierbei greift unser Abwehrsystem aus irgendwelchen Gründen fehlgeleitet das in Getreideprodukten enthaltene Gluten-Eiweiß an, was zu einer mehr oder weniger heftigen Entzündungsreaktion in unserem Darm führt.
Die Beschwerden können von Bauchschmerzen und Durchfall über eine Blutarmut bis hin zu Nervenschäden reichen. Unter der Maximalvariante einer Glutenunverträglichkeit, der „Zöliakie“, leiden nur ungefähr 1% aller Menschen.
Daneben gibt es Menschen, die nicht ganz so heftig auf das Gluten reagieren, die sich aber tatsächlich besser fühlen, wenn sie sich glutenfrei ernähren. Dies trifft auf max. 13% der Menschen zu. Hier spricht man dann von einer sog. “Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie- Weizensensitivität”, d.h. eine klassische Zöliakie oder eine Weizenallergie wurden ausgeschlossen aber dennoch wird Weizen nicht gut vertragen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn Ihr also den Verdacht habt, nicht mit Weizen & Co. klarzukommen, dann solltet Ihr Euch vom Arzt untersuchen lassen. Falls dann eine Glutenunverträglichkeit festgestellt werden sollte ist eine glutenfreie Ernährung natürlich wichtig und richtig.
Eine glutenfreie Ernährung, quasi auf Verdacht, nützt nur der Lebensmittelindustrie, die mithilfe der medial gepushten Glutenphobie eine ganz neue “frei von…” Produktpalette” auf den Markt gebracht hat.
Im Gegenteil, “glutenfrei” kann Euch unter Umständen sogar schaden!
Die Glutenphobie führt zum Beispiel auch dazu, dass als Ersatz für das übliche, glutenhaltige Mehl vermehrt Reismehl verwendet wird, welches häufig mit Arsen und anderen toxischen Substanzen belastet ist.
Am meisten schadet Ihr Euch aber wenn Ihr Euch aufgrund einer nicht angebrachten glutenfreien Ernährung Vollkornprodukte vorenthaltet. Denn die gehören mit zu den gesündesten Nahrungsmitteln, die man essen kann.
Wer täglich 90g Vollkorn isst, z.B, in Form von 2 Scheiben groben Vollkornbrotes und einer Schale Haferflocken, der senkt sein Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs und sogar sein Gesamtsterblichkeitsrisiko…
Liebe Community,
der Glutenhype hat aber auch etwas Gutes, er hat nämlich dazu geführt unser Verhältnis zum Brot insgesamt mal zu überdenken! Denn selbst wenn man Gluten gut verträgt sind v.a. Weißbrot und Weißmehlprodukte unserer Gesundheit nicht zuträglich. Denn das extensive Ausmahlen führt dazu, dass das Gute im Korn, wie Ballast- und die meisten Nährstoffe entfernt werden und leere Kalorien zurückbleiben.
Also, am aller besten Ihr versucht mal Euer Brot selber aus einem schönen Vollkornmehl zu backen, ist einfacher als man denkt und schmeckt genial!
Auf bald,
Euer Dr. Heart 😉