Lebenserwartung nach Herzinfarkt

Wie lange kann man nach einem Herzinfarkt noch leben?

Du hast einen Herzinfarkt erlitten und fragst dich jetzt, wie viele Jahre dir noch bleiben? Dann könnte dies das wichtigste Video für dich überhaupt sein, denn die gute Nachricht ist, du hast es ein ganzes Stück weit selbst in der Hand, wie es mit dir und deinem Herzen weiter geht.

Okay, die schlechte Nachricht gleich vorweg. Rein statistisch gesehen ist die Lebenserwartung nach einem Herzinfarkt im Vergleich zu Menschen, die keinen Herzinfarkt erlitten haben, natürlich deutlich eingeschränkt. Studien haben gezeigt, dass die Lebenserwartung von über 65-jährigen Menschen mit einem Herzinfarkt im Schnitt um bis zu zehn Jahre reduziert sein kann. Das ist ja auch irgendwo logisch, denn mit dem Herzinfarkt haben sie ja quasi unter Beweis gestellt, dass sie eine schwere Herzerkrankung, nämlich eine sog. Koronare Herzkrankheit haben. Aber: inwieweit die Lebenserwartung eingeschränkt ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab und du hast sie selber in der Hand!

Die wichtigsten Faktoren, die die Lebenserwartung nach einem Herzinfarkt beeinflussen

Am entscheidendsten hängt aber die Lebenserwartung nach einem Herzinfarkt von einer einzigen Person ab:

Dir! Bzw. der betroffenen Person und inwieweit es gelingt, die eigene Erkrankung nach dem Infarkt in den Griff zu bekommen. Leider bekommen die allermeisten Menschen nach einem Infarkt ihre Erkrankung nicht wirklich in den Griff, obwohl dies heute sehr gut möglich wäre.

Bsp: LDL-Cholesterin. Ohne LDL-Cholesterin gibt es keine Arteriosklerose, also ist die Absenkung des LDL-Cholesterins ein wunderbarer Hebel die Arteriosklerose aufzuhalten! Wir tun es aber leider nicht konsequent: Die Da Vinci-Studie an über 5880 Patienten hat z.B. gezeigt, dass nur 32 % der Menschen nach einem Infarkt ihr LDL-Cholesterin in den Zielbereich von <55mg/dl bekommen, was aber eine ganz wichtige Voraussetzung dafür ist, die zugrundeliegende Arteriosklerose wirklich aufzuhalten. Und die Allerwenigsten schaffen es auf Dauer ihren Lebensstil so zu verändern, dass er von nun an für anstatt gegen ihr Herz arbeitet – der entscheidende Faktor für ein langes Leben nach dem Herzinfarkt.

Okay, aber was kannst du also tun?

Fangen wir mal an, direkt nach einem Herzinfarkt. Hier liegt das allgemeine Risiko, innerhalb von 30 Tagen nach dem Infarkt zu versterben, bei ca. 30 %. Dies liegt vor allem daran, dass nach einem Herzinfarkt gefährliche Herzrhythmusstörungen auftreten können.

Aber auch ein erneuter Infarkt, ggf. sogar mit Todesfolge, kann in dieser Zeit besonders häufig auftreten. D.h. im Umkehrschluss, dass du in dieser Zeit direkt nach dem Infarkt ganz besonders wachsam sein solltest aber ohne in Panik zu verfallen, und auf Symptome wie erneute Brustschmerzen oder Luftnot achten und diese frühzeitig abklären lassen solltest. Und ganz wichtig:

Nimm auf jeden Fall die dir zustehende Herz-Reha in Anspruch! Denn da wirst du nicht nur unter professioneller Aussicht wieder an die Bewegung, die deinem Herzen so unwahrscheinlich gut tut, herangeführt, sondern du lernst auch jede Menge lebenswichtiger Grundlagen über dein Herz und deine Erkrankung. Das Ganze ist so effektiv, dass wiederholt in Studien gezeigt wurde, dass die Reha tatsächlich auch das Sterberisiko relevant senken kann!

Also, die Reha unbedingt wahrnehmen!

Wie sieht es mittelfristig mit der Lebenserwartung nach einem Herzinfarkt aus?

Auch hier wieder zunächst die brutale Statistik: Das Risiko, in den nächsten 5 Jahren nach dem Infarkt zu versterben, liegt bei ca. 40-50%. Klingt erstmal ziemlich brutal, aber auch hier gilt wieder: Das ist “nur” die allgemeine Statistik, die letztlich ja nur zeigt, wie schlecht es aktuell mit der Versorgung von Menschen nach einem Herzinfarkt läuft. Denn Fakt ist: Du kannst das Risiko für einen erneuten Herzinfarkt oder weitere Komplikationen deiner Erkrankung massiv senken.

Wenn die Pumpleistung deiner linken Herzkammer noch weitgehend erhalten ist, du also von deinem Herzinfarkt keine relevanten Folgeschäden getragen hast und du von jetzt an deinen Lebensstil radikal verbesserst, dann muss deine Lebenserwartung gegenüber der Normalbevölkerung überhaupt nicht eingeschränkt sein! Denn das Gute ist ja, wir kennen die allermeisten Risikofaktoren der Arteriosklerose, die dem Herzinfarkt zu Grunde liegt und wir können sie in den allermeisten Fällen einstellen. Wir können einen Lebensstil erlernen, der für statt gegen unser Herz arbeitet. Und dieser, ich sage immer “artgerechte” Lebensstil ist ja im Prinzip brutal einfach: eine selbst zubereitete pflanzliche, basierte unverarbeitete Ernährung, unseren Körper täglich bewegen und auf unser mentales Wohlbefinden achten. Die Herausforderung ist vielmehr einen solchen Lebensstil in unsere moderne Lebenswelt zu integrieren, hierfür bedarf es dann doch oftmals ein wenig Kreativität. Wenn wir dann noch unsere Blutfette,  unseren Blutdruck und unseren Blutzucker optimal einstellen, dann sind wir schon richtig gut aufgestellt!

So und jetzt last but not least der dritte Fall:

Du hast noch gar keinen Herzinfarkt erlitten, aber bei dir wurde bereits Arteriosklerose nachgewiesen?

Auch dann ist die Lebenserwartung zwar rein statistisch gesehen wieder verringert, denn Atherosklerose ist die zugrunde liegende Ursache von Herzinfarkt & Co. Aber was das für deine persönliche Lebenserwartung bedeutet, das bestimmst du wie gesagt wieder weitestgehend selber!

Denn auch hier gilt wieder, wenn du alle deine Risikofaktoren in den Zielbereich bekommst und den benannten artgerechten Lebensziel für anstatt gegen dein Herz ein übst, dann kannst du die Arteriosklerose aufhalten und dir befürchtete Komplikation, Herzinfarkt und Co. ein Leben lang ersparen.

Also ich denke die wichtigste Message heute lautet:

• Kenne deine Risikofaktoren und Zielwerte
• komme überall in den Zielbereich
• Führe genug Bewegung in deinen Alltag ein
• Passe deine Ernährung herzgerecht an

Und zum Schluss noch meine super Motivation für alle Menschen, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben, ein Slide, dass ich auch immer vor dem Sport und Bewegungsmodul in meinem Herz-Coaching zur allgemeinen Motivation zeige. Nämlich die Wunder-Pille schlechthin: Sport und Bewegung!

Allein wenn du es schaffst, dich nach einem erlittenen Herzinfarkt deinen lieben Körper täglich ein bisschen in Wallung zu bringen, sprich deinen Körper jeden Tag zu benutzen, dich zu bewegen, und das muss kein Marathon sein, dann kannst du das Risiko in den auf den Infarkt folgenden vier Jahren zu versterben oder ein erneutes Herz Kreislauf Ereignis wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, halbieren! Das ist doch der Wahnsinn!

Das Traurige ist allerdings, dass nur ungefähr 10 % aller Menschen nach einem Herzinfarkt von dieser Wunderpille, Sport und Bewegung Gebrauch machen. Also mache dir bewusst die eigentliche Gefahr bezüglich Sport und Herz besteht nicht darin, dass du nach einem Herzinfarkt durch Sport deinem Herzen zu viel zumutest oder es gefährdest, sondern darin, dass du aus falscher Angst heraus deinem Herzen dieses Wundermittel Sport und Bewegung vorenthältst.

Also, natürlich stellst du dich nach einem Infarkt zunächst bei deiner betreuenden Kardiologin vor und lässt dich ordentlich untersuchen und für die Wiederaufnahme von Sport und Bewegung freigeben. Und von da an bringst du deinen Körper am besten täglich ein bisschen aus der Puste, ins Schwitzen und in die Bewegung!

Zusammenfassung

Also wir fassen zusammen: nach einem Herzinfarkt hast du es im wesentlichen zum aller größten Anteil selbst in der Hand, wie es jetzt mit dir und deinem Herzen und deinem Leben insgesamt weitergeht. Dabei solltest du erstens auf jeden Fall die kardiologische Rehabilitation wahrnehmen, die dich wieder an die so wichtige körperliche Belastung heran führt und dir wichtige Grundlagen über dein Herz und deiner Erkrankung vermittelt. Zweitens solltest du dir bewusst machen, dass es allen voran dein Lebensstil ist, der darüber bestimmt, ob du deine Zielwerte erreichen deine Risikofaktoren eingestellt bekommst. Wie gesagt, allein mit täglicher Bewegung kannst du dein Risiko schon fast halbieren und drittens kenne alle deine Zielwerte und arbeite ein Leben lang vertrauensvoll mit deinem Kardiologen einer Kardiologin zusammen und nimm die empfohlenen, nachweislich lebensverlängernde Medikamente auch gewissenhaft ein. Wenn du diese drei Dinge wirklich umsetzt und ernst nimmst, wo die das viele schöne Lebensjahre bescheren.