Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Linda Weißer ist approbierte Ärztin und leidenschaftliche Ernährungsberaterin, letzteres offline und online über ihren Blog alimonia.net.
Arteriosklerose – Symptome
Welche Symptome hat man bei Arteriosklerose?
Letztlich ist die Arteriosklerose ein kontinuierlicher, lebenslanger Prozess, der sogar schon in der Kindheit beginnt. Zu Beschwerden kommt es aber erst, wenn die Durchblutung merklich eingeschränkt wird oder es zu einer Komplikation der Arteriosklerose, wie einem plötzlichen Gefäßverschluss kommt. Somit kann also die Arteriosklerose Jahrzehntelang unbemerkt voranschreiten. Bei einer beginnenden Arteriosklerose kommt es daher also meist noch nicht zu Symptomen. Je nach betroffenem Gefäß, bzw. je nach betroffenem Organ resultieren bei einer Arteriosklerose ganz unterschiedliche Symptome. Allen Lokalisierungen der Gefäßverengung ist jedoch gemein, dass es zu Schmerzen kommt, wenn die Durchblutung eingeschränkt oder sogar (im Falle eines Organinfarktes) komplett zum Erliegen kommt. Dies liegt daran, dass dann nicht mehr ausreichend Blut beim Gewebe ankommt und es somit unterversorgt an Sauerstoff und Nährstoffen ist.
Was sind erste Anzeichen für Arteriosklerose, und welche Symptome sprechen für eine Arteriosklerose in den verschiedenen Bereichen bzw. Organen des Körpers?
Was sind erste Anzeichen für Arteriosklerose?
Da die “Verkalkung” von Arterien nur langsam voranschreitet, kann es Jahrzehnte dauern, bis sich eine Arteriosklerose in Form von Beschwerden bemerkbar macht. Meist vergehen 20 bis 40 Jahre, bis Symptome auftreten. Aus diesem Grund leiden vor allem ältere Menschen an den Folgen einer Arteriosklerose. Dies macht die Erkrankung aber auch so gefährlich: Da man vom Entstehungsprozess kaum etwas merkt, ist es meist schon zu spät, wenn entsprechende Symptome auftreten. Zu diesem Zeitpunkt ist ein Rückgängigmachen von Arteriosklerose zwar nicht mehr ganz unmöglich, aber sehr schwierig.
In manchen Fällen, z.B. beim Vorliegen einer erblichen Fettstoffwechselstörung oder bei Vorhandensein von vielen Risikofaktoren, kann es jedoch auch schon im Alter von 30 oder 40 Jahren zu Komplikationen der Arteriosklerose und damit auch zu den oben beschriebenen Beschwerden kommen. Eine Extremform ist die familiäre Hypercholesterinämie bei der es zu einem Defekt des LDL-Cholesterinrezeptors kommt, sodass das LDL-Cholesterin nicht mehr so gut aus dem Blut herausgebunden werden kann und somit hohe LDL-Spiegel im Blut resultieren. Ist dieser Defekt auf beiden Genen vorhanden (homozygot) erleiden betroffene Menschen oft schon Herzinfarkte und Schlaganfälle im Kindes- und Jugendalter.
Welche Symptome macht eine Arteriosklerose im Bein? (PAVK)
Bei einer Arteriosklerose im Bein oder Becken (auch periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK genannt) kommt es aufgrund einer Verengung von Bein- oder Beckenarterien zu krampfartigen Schmerzen im Ober- oder Unterschenkel bzw. im Gesäß. Betroffene haben vor allem dann Beschwerden, wenn sie die Beine belasten. Dies hängt damit zusammen, dass die Muskeln unter Belastung mehr Sauerstoff benötigen. Sind die Arterien verengt und der Blutfluss eingeschränkt, ist das Gewebe unterversorgt, was wir als Schmerz wahrnehmen. Wenn die Belastung unterbrochen wird, klingen die Schmerzen häufig wieder ab. Man sieht Betroffene daher oft Gehpausen einlegen, was der Erkrankung pAVK den Namen “Schaufensterkrankheit” verliehen hat. Mit zunehmendem Fortschreiten der Erkrankung verkürzt sich die Strecke, die gehend zurückgelegt werden kann.
Doch nicht nur Schmerzen sind ein häufiges Symptom: Auch Taubheit oder ein Kältegefühl können auftreten. Bei Männern kann es bei betroffenen Beckenarterien auch zu Potenzproblemen kommen.
Im fortgeschrittenen Stadium kommt es dann nicht mehr nur unter Belastung, sondern auch in Ruhe zu Symptomen, dies vor allem nachts. Im Endstadium treten schlecht heilende Wunden oder sogar Nekrosen auf. Bei einer Nekrose stirbt das Gewebe ab, was sich an einer dunkel oder schwarz gefärbten Haut zeigt.
Welche Symptome macht eine Arteriosklerose in der Halsschlagader?
Auch eine Verengung der Halsschlagader (Carotisstenose) macht im Anfangsstadium noch keine Symptome. In fortgeschritteneren Stadien kommt es zu Beschwerden, die dadurch bedingt sind, dass das Gehirn mit Blut unterversorgt wird. Dazu zählen z.B. Symptome wie Sprachstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen (z.B. Doppelbilder oder Gesichtsfeldausfälle), Schwäche oder Lähmungen in Armen und Beinen. Falls sich aus der Halsschlagader ein Thrombus ablöst, kann dieser “stromabwärts” eine Hirnarterie verstopfen und so zu einem Schlaganfall (Apoplex) führen. Auch hier kann es zu plötzlichen einseitigen Lähmungen oder Kraftminderungen, zu Taubheitsgefühlen in Armen, Beinen oder im Gesicht, zu Sehstörungen bis hin zur Erblindung, Sprech- oder Verständnisstörungen, zu starken Kopfschmerzen, oder aber auch zur Bewusstseinsstörung kommen.
Welche Symptome treten bei einer Arteriosklerose am Herzen auf?
Sind die das Herz versorgenden Gefäße, die Herzkranzarterien betroffen, treten Symptome einer Koronaren Herzerkrankung auf. Auch hier wird die Arteriosklerose jedoch erst dann symptomatisch, wenn die Herzkranzarterien bereits im fortgeschrittenen Maße (meist >75%) verengt sind. Auch am Herzen kann es durch unterversorgtes Herzmuskelgewebe zu Schmerzen im Brustbereich, der sog. Angina pectoris kommen; diese vor allem linksseitig, manchmal auch in den linken Arm ausstrahlend, und v.a. unter körperlicher oder psychischer Belastung auftretend. Typisch sind auch ein Engegefühl in der Brust oder ein Brennen hinter dem Brustbein. Auch Herzrhythmusstörungen können auftreten, z.B. ein zu schneller oder zu langsamer Herzschlag oder ein Herzstolpern. Manche Menschen, z.B. Diabetiker*innen, können jedoch auch gänzlich symptomlos bleiben: Aufgrund von einer verminderten Schmerzweiterleitung können trotz vorliegender Arteriosklerose und damit einhergehender Herzschädigung die Beschwerden ausbleiben. Bei älteren Personen und häufig auch bei Frauen zeigt sich die Arteriosklerose am Herzen häufig durch eher unspezifische Symptome wie z.B. Übelkeit oder Schwindel, und nicht durch die typischen Brustschmerzen.
Welche Blutwerte sind bei Arteriosklerose verändert?
Es gibt bislang noch keinen Bluttest, der bestimmen kann, ob eine Arteriosklerose vorliegt, oder nicht. Es gibt allerdings bestimmte Blutwerte, die als Risikofaktoren für die Entstehung einer Arteriosklerose gelten. Das bedeutet also, dass man mithilfe einer Blutanalyse eine Risikoabschätzung für eine vorliegende Arteriosklerose und demzufolge auch die Folgeerkrankungen machen kann.
Hierfür ist zunächst die Kontrolle der sogenannten Blutfettwerte erforderlich. Dazu zählen das LDL-Cholesterin, das Lipoprotein(a) und die Triglyceride.
Ist das LDL-Cholesterin erhöht, ist das Risiko für eine Arteriosklerose erhöht. Daneben sprechen erhöhte Werte von Lipoprotein (a), C-reaktivem Protein (hsCRP) und Homocystein für ein erhöhtes Arteriosklerose-Risiko.
In Zukunft werden wir sehr wahrscheinlich noch spezifischere und aussagekräftigere Marker der Arteriosklerose entdecken.