Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Linda Weißer ist approbierte Ärztin und leidenschaftliche Ernährungsberaterin, letzteres offline und online über ihren Blog alimonia.net.
Plötzlicher Herztod und Sport
Wenn beim Sport das Herz plötzlich stehen bleibt – der plötzliche Herztod ist ein seltenes, aber dramatisches Phänomen
Ist Sport immer gesund, oder vielleicht doch manchmal Mord? Schauen Sie rein und finden Sie es heraus!
Bestimmt kennen Sie auch die schrecklichen Bilder, die immer mal wieder im Fernsehen gezeigt werden, von jungen athletischen Sportlern, meist Fußballspieler, die plötzlich mitten im Spiel auf dem Spielfeld zusammenbrechen und leblos dort liegen bleiben und, wenn Sie Glück haben, durch einen engagierten Sportarzt, der auf das Spielfeld eilt, mittels „Elektroschock“ im besten Fall wieder ins Leben zurückgeholt werden – oder aber, falls alle Rettungsversuche scheitern, versterben. Die Rede ist vom plötzlichen Herztod, der bei eigentlich leistungsfähigen Sportlern natürlich besonders brisant und tragisch in unser Bewusstsein tritt.
Unter dem plötzlichen Herztod (PHT) oder Sekundentod wird ein plötzlich und unerwartet eingetretener herzbedingter Tod verstanden. Dabei ist die Todesursache meist ein Herzstillstand infolge einer bösartigen Herzrhythmusstörung, eines Kammerflimmerns. Der plötzliche Herztod gehört mit über 100.000 Todesfällen jährlich allein in Deutschland zu den häufigsten Todesursachen überhaupt.
Heute wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, in wie weit Sport vor dem plötzlichen Herztod schützen kann oder vielleicht sogar umgekehrt eher ein Risiko darstellt.
Zunächst einmal muss man nüchtern feststellen, dass Wettkampfsport das Risiko eines plötzlichen Herztodes um den Faktor 2,8 erhöht! Dies liegt vor allem daran, dass ehrgeizig und intensiv betriebener Sport durch die während der Belastung vermehrt ausgeschütteten Stresshormone einen Trigger, also einen Auslöser, für Herzrhythmusstörungen bei Menschen mit bereits vorhandenen, bislang unentdeckten Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellen kann. Gefährlich sind hierbei insbesondere ungewohnte Belastungsintensitäten oder ein Trainingswiedereinstieg nach längerer Pause.
Umgekehrt ist es aber so, dass regelmäßige sportliche Aktivität insgesamt gesehen, und darunter verstehen wir den üblicherweise empfohlenen „Gesundheitssport“ von 3-5 mal/Woche in mäßiger Intensität ausgeübt, vor Herz-Kreislauf-Komplikationen und Todesfällen schützt! Daher sollte also Sport aus Angst vor einem plötzlichen Herztod auf keinen Fall vermieden werden. Das Risiko für einen plötzlichen Herztod steigt zwar während der sportlichen Aktivität leicht an (Myokardinfarkt RR: 5,9), insgesamt betrachtet überwiegt jedoch über die Zeit betrachtet der schützende Effekt sportlicher Betätigung bei Weitem. Mit zunehmender Häufigkeit sportlicher Aktivität sinkt das Herzinfarktrisiko stark ab.
Entgegen dem durch den über die Medien spektakulär vermittelten Eindruck sind laut deutschem „Sudden Cardiac Death Register“ vom plötzlichen Herztod während des Sports weniger die jungen Wettkampfathleten als vielmehr vor allem ehrgeizige Hobbysportler und nicht Leistungssportler betroffen.
Fast ausschließlich handelt es sich um Männer, das Durchschnittsalter liegt bei 47 Jahren, am häufigsten kommt es zum plötzlichen Herztod während des Joggens und Fußballspielens. Die jungen Wettkampfathleten machen nur einen verschwindend geringen Teil der Todesfälle aus (aber natürlich schaffen diese es dann je nach Popularität mehr ins Fernsehen…).
Was sind die Hauptursachen für den plötzlichen Herztod?
Unter dem 35. Lebensjahr sind es v.a. bislang unentdeckte Herzmuskelerkrankungen wie die sog. hypertrophe Kardiomyopathie, angeborene Fehlbildungen mit atypisch verlaufenden Herzkranzarterien und Herzmuskelentzündungen, die oftmals durch zu frühe Wiederaufnahme sportlicher Aktivität nach einem Infekt auftreten. Daneben können aber auch meist angeborene, sog. „elektrische“ Herzkrankheiten wie z.B. das sog. Brugada-Syndrom, das Long-QT- oder das WPW.-Syndrom, bei denen vereinfacht gesagt durch einen genetischen Defekt die Herzelektrik gestört ist, betroffene Menschen besonders empfindlich für das Auftreten gefährlicher Herzrhythmusstörungen machen.
Im Alter über 35 ist die koronare Herzkrankheit mit Plaqueruptur und Herzinfarkt bei weitem die häufigste Ursache.
Statistisch gesehen gibt es 3 Hauptfaktoren, die den plötzlichen Herztod beim Sport begünstigen: der Faktor Mann (männliche Athleten haben ein 3,2-fach höheres Risiko gegenüber Frauen), der Faktor Alter (ab dem 60. Lebensjahr ist das Risiko 5x höher als bei jungen Erwachsenen) und der Faktor Intensität der sportlichen Betätigung.
Liebe Leser, wir fassen zusammen:
Regelmäßiger, moderater Ausdauersport schützt vor dem plötzlichen Herztod und ist deshalb unbedingt zu empfehlen. Ältere „Wiedereinsteiger“ sollten es aber mit der Intensität langsam angehen, langsam steigern und sich v.a. erst durchchecken lassen. Infekte sollten gründlich auskuriert werden, bevor die sportliche Aktivität wieder aufgenommen wird, sonst droht der Infekt, wie man so schön sagt, „auf das Herz zu schlagen“.
Und wie so oft im Leben gilt auch hier beim Sport: Die Regelmäßigkeit ist sehr viel entscheidender als die Intensität, für unsere Herzgesundheit am besten sind regelmäßige sportliche Aktivitäten von niedriger bis moderater Aktivität. In diesem Sinne, gut Sport!
Literatur:
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