Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Herzrhythmusstörungen feststellen
Dr. Heart gibt einen Überblick über die verschiedenen Diagnose-Verfahren bei Herzrhythmusstörungen
Die Feststellung von Herzrhythmusstörungen und v.a. die Unterscheidung der Herzrhythmusstörungen, insbesondere auch die Frage, ob es sich um harmlose oder relevante Formen handelt, gelingt in aller Regel mit dem EKG, dem Elektrokardiogramm, also der Herzstromkurve, welches während der Herzrhythmusstörung aufgezeichnet wird. Problematisch ist natürlich die Tatsache, dass viele Herzrhythmusstörungen nicht ständig vorhanden sind sondern nur gelegentlich auftreten, so dass sie oftmals mit dem normalen Ruhe EKG nicht entdeckt werden. Aus diesem Grunde kann mit einer Langzeit-EKG-Aufzeichnung die Wahrscheinlichkeit die entsprechende Herzrhythmusstörung auch zu erwischen erhöht werden, und zwar umso mehr, je länger das Langzeit EKG am Patienten angebracht ist. Häufig wird deshalb bereits ein Langzeit-EKG über 72 Stunden, also drei Tage angelegt. Letztlich macht aber auch die Aufzeichnung eines solchen Langzeit-EKG’s auch nur dann Sinn, wenn die Herzrhythmusstörung relativ häufig auftritt, nicht aber bei seltener auftretenden, zum Beispiel zweimal pro Monat bestehenden Herzrhythmusstörungen.
Hierfür muss man sich dann einer weiteren technischen Neuerungen bedienen, dem so genannten Ereignisrekorder, auch als Event Recorder bezeichnet.
Ein solches Gerät ab ich hier mal mitgebracht, diese sog. Event Recorder sind mittlerweile so klein dass sie unter lokaler Betäubung mit einer speziellen Spritze unter der Haut eingesetzt werden können und dann eine kontinuierliche EKG-Erfassung über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren ermöglichen. Insbesondere findet dieser Ereignisrecorder dann Anwendung, wenn bei Patienten ungeklärte Bewusstseinsverluste, sog. Synkopen, auftreten und hierfür ursächlich eine langsame oder aber auch schnelle Herzrhythmusstörung vermutet wird.
Ebenfalls zur Diagnostik bei Herzrhythmusstörungen gehört die Durchführung eines so genannten Belastungs-EKGs, also einem EKG das während körperlicher Belastung, meist auf dem Ergometer, aufgezeichnet wird. Hierbei können Herzrhythmusstörungen entdeckt werden, die vornehmlich unter Belastung auftreten, beziehungsweise kann das Verhalten von in Ruhe bestehenden Herzrhythmusstörung unter Belastung analysiert werden. Eine häufige Fragestellung ist auch, ob es unter körperlicher Belastung zu einem normalen Anstieg der Herzschlagfrequenz kommt. Gerade bei älteren Menschen liegt häufig als Ursache einer schlechten körperlichen Belastbarkeit und Luftnot eine so genannte chronotrope Inkompetenz vor, das heißt der Taktgeber der Sinusknoten ist nicht mehr in der Lage bei körperlicher Belastung eine benötigte schnellere Taktfrequenz für den Herzschlag vorzugeben. Gelegentlich kann in solchen Fällen dann sogar ein Herzschrittmacher benötigt werden.
Bei Menschen, die bereits einen Herzschrittmacher oder einen Defibrillator implantiert bekommen haben, kann natürlich auch bei jeder Kontrolle des Herzschrittmachers durch den betreuenden Kardiologen durch ein Auslesen des Ereigniszählers des Gerätes festgestellt werden, ob relevante Herzrhythmusstörungen seit der letzten Herzschrittmacherkontrolle aufgetreten sind.