Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Der Loop-Recorder
Sie vermuten eine Herzrhythmusstörung, es kann aber nichts gefunden werden? Dann hilft Ihnen eventuell ein Loop-Recorder weiter…
Liebe Leserinnen und Leser,
vielleicht kennen Sie das Problem: Sie leiden unter wiederkehrenden Attacken von Herzstolpern, Herzrasen oder plötzlich auftretendem Schwindelgefühl, oder vielleicht haben Sie sogar eine kurzzeitige Bewusstlosigkeit erlitten. Aber immer, wenn Sie sich bei Ihrem Arzt vorstellen, sind die Beschwerden schon nicht mehr vorhanden, und im EKG können dann natürlich auch keinerlei Auffälligkeiten mehr festgestellt werden. Schließlich haben Sie sogar schon ein Langzeit-EKG, also eine Aufzeichnung des Herzrhythmus über 24 Stunden, durchführen lassen und siehe da: auch hier keine Auffälligkeiten!
Was nun?!
Die Tatsache, dass man in einem Ruhe- und einem Langzeit-EKG keine Auffälligkeiten bei Ihnen feststellen konnte, bedeutet nicht, dass Sie sich Ihre Beschwerden einbilden. Zum einen kann es natürlich sein, dass die Beschwerden ganz einfach eine andere Ursache haben und nicht durch Herzrhythmusstörungen bedingt sind. Es kann aber auch sein, dass Sie unter Herzrhythmusstörungen leiden, die einfach nur sehr viel seltener auftreten, z.B. einmal in der Woche oder einmal im Monat und dann auch der Aufzeichnung in einem Langzeit-EKG entgehen können.
In diesem Fall kann ein solches kleines Gerät, ein sog. Loop-Recorder wertvolle Dienste leisten. Dieses Gerät ist in etwas halb so groß und schmal wie ein USB-Stick und kann innerhalb von wenigen Minuten in lokaler Betäubung im Bereich Ihrer Brust unter die Haut implantiert, gewissermaßen „eingespritzt“ werden.
So tragen Sie das Gerät immer bei sich und Ihr Herzrhythmus kann über einen Zeitraum von 3 Jahren überwacht werden, denn so lange hält die Batterie des Gerätes. Wenn Sie das nächste Mal eine Attacke von Herzstolpern, Herzrasen oder ausgeprägtem Schwindel verspüren, können Sie Ihren Kardiologen aufsuchen, der den Loop-Rekorder dann kabellos mit einem Gerät abfragen und somit schnell einsehen kann, ob Ihre Beschwerden mit einer Herzrhythmusstörung verbunden waren, oder nicht. Moderne Geräte erlauben heutzutage sogar mittels einer auf Ihrem Smartphone installierten App die aufgenommenen Herzrhythmusdaten über das Internet direkt an Ihren Arzt zur Begutachtung zu versenden.
Wird dann im Rahmen einer Abfrage des Gerätes die gesuchte Rhythmusstörung entdeckt oder findet sich eine andere Ursache Ihrer Beschwerden, kann das Gerät in einem kleinen Eingriff natürlich auch wieder unkompliziert entfernt werden.
Für wen ist nun ein solches Gerät geeignet?
Die Implantation eines solchen Loop-Rekorder macht dann Sinn, wenn anfallsweise und in größeren Abständen Phänomene auftreten, welche durch Herzrhythmusstörungen verursacht sein können, die aber der routinemäßigen, üblichen kardiologische Diagnostik entgehen, weil sie nur gelegentlich auftreten. Hierzu gehören z.B. eine wiederholt auftretende plötzliche Bewusstlosigkeit, medizinisch Synkope genannt, für die keine andere Ursache gefunden werden konnte oder auch ein wiederholt auftretender starker Schwindel, Herzrasen oder ausgeprägtes Herzstolpern, hinter dem man bedeutende Herzrhythmusstörungen vermutet.
Besonders bedeutend ist in diesem Zusammenhang auch die Dokumentation von plötzlich auftretendem, sog. paroxysmalem Vorhofflimmern. Dies ist eine sehr häufige Herzrhythmusstörung, die nicht ständig vorhanden sein muss, sondern auch anfallsartig auftreten kann. Während der Phasen dieses Vorhofflimmerns verlangsamt sich die Blutströmung in diesen flimmernden Herzvorhöfen so stark, dass es zu einer Ausbildung von gefährlichen Blutgerinnseln in den Herzvorhöfen kommen kann, die in den Kopf fortgespült werden können und hier durch den Verschluss einer Arterie einen Schlaganfall verursachen können. Da nicht alle Menschen ihr Vorhofflimmern immer verspüren und weil ein nur kurz anhaltendes, gelegentlich auftretendes Vorhofflimmern der Routinediagnostik häufig entgehen kann, bietet auch hier der Loop-Rekorder die Möglichkeit den Herzrhythmus über lange Zeit zu überwachen und somit auch seltener auftretendes Vorhofflimmern sicher feststellen zu können. Betroffene Patienten können dann mittels einer Blutverdünnung vor einem folgenschweren Schlaganfall geschützt werden.
Liebe Leserinnen und Leser,
mit dem Loop-Rekorder steht eine unkomplizierte und praktische Möglichkeit zur Verfügung auch seltener auftretende, aber belastende oder potenziell folgenschwere Herzrhythmusstörungen, wie das angesprochene Vorhofflimmern, aufspüren zu können. Ob die Implantation eines solchen Gerätes auch bei Ihnen Sinn machen könnte, besprechen Sie bitte wie immer mit Ihrem Kardiologen, der natürlich Sie und Ihre persönlichen Befunde am besten kennt!