Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
Erfahren Sie mehr über Dr Heart und sein Dr. Heart Projekt.
Revolution in der Kardiologie von morgen – Was erwartet uns in der Zukunft?
Chat GPT, künstliche Intelligenz und Pflegeroboter …
Die Welt und auch die Medizin wird zunehmend digital. Und auch wenn ich bei dem Gedanken, dass mir zukünftig vielleicht ein Roboter Blut abnehmen wird, eher gemischte Gefühle habe, eins ist klar:
Die Digitalisierung und künstliche Intelligenz wird die Medizin und unser Gesundheitssystem insgesamt revolutionieren.
Wie wir, trotz unserer berechtigten Bedenken, diese neuen Entwicklungen und Möglichkeiten für uns und unsere Gesundheit optimal nutzen können, erkläre ich hier!
Kann jetzt jeder Arzt sein?
Die Zeiten, in denen faktisch nur Mediziner und andere „Fachleute“ auf aktuellstes medizinisches Fachwissen und neueste Studien zugreifen konnten, weil medizinische Information hinter einer kryptischen medizinischen Fachsprache verborgen war, sind vorbei!
Heute können wir alle, auch ohne vorher Medizin studiert haben zu müssen, im “Netz” auf eine Unmenge hochwertiger und laienverständlich aufbereiteter Informationen zugreifen, die uns überhaupt erst in die Lage versetzen besser informiert die richtigen Entscheidungen für unsere Gesundheit zu treffen und die für uns beste verfügbare Behandlungsform zu finden.
Wir können uns über Vergleichsportale und Expertenplattformen eine hochwertige medizinische Zweitmeinung einholen und vieles mehr.
Natürlich bedarf es hier einer gewissen Medien- und digitalen Kompetenz, um vertrauenswürdige und hochwertige Informationen von Sensationsjournalismus und Panikmache zu unterscheiden. Aber. Das kann man lernen und das heutzutage auch eine sehr wichtige Kompetenz, besonders aber nicht nur im Bereich medizinischer “digitaler” Informationen.
Neue Diagnostik
Digitalisierung verbessert aber nicht nur für uns alle den Zugang zu hochwertigen, top-aktuellen medizinischen Informationen, sondern sie wird auch die medizinische Diagnostik und unseren Umgang mit Erkrankungen revolutionieren.
Wieso?
Ein kleines Beispiel: Mein lieber Vater zum Beispiel hat vor vielen Jahren völlig unnötig einen kleinen Schlaganfall erlitten. Es stellte sich heraus, dass er sporadisches, sog. paroxysmales Vorhofflimmern hatte, wodurch sich in seinem Herzvorhof ein kleines Blutgerinnsel bilden konnte, welches in seinem Gehirn eine kleinere Hirnarterie verstopfte.
Heute müsste so etwas nicht mehr passieren. Sie alle kennen Smartwatches, mit denen wir schon heute neben vielen anderen Möglichkeiten z.B. unseren Herzrhythmus auf Vorhofflimmern überprüfen können. In Zukunft werden wir fast alle wichtigen Körperfunktionen und Messwerte über verschiedenste kleinste Sensoren, die Sie unbemerkt in Ihren Smartphones, Smartwatches oder direkt an oder in Ihrem Körper tragen, gewissermaßen 24/7 auf gesundheitsrelevante Daten “überwacht” werden.
Tritt dann z.B. beim Joggen ein Vorhofflimmern auf, wird dies über Sensoren in Ihrem smarten Sport-T-Shirt registriert und sie bekommen automatisch eine Push Nachricht auf ihr Smartphone geschickt und mögliche Vorstellungstermine bei ihrem Kardiologen gleich dazu
Wenn Ihr Arzt das Vorhofflimmern bestätigen kann wird er Sie durch eine rechtzeitige Einleitung einer Blutverdünnung vor einem Schlaganfall schützen können.
Hätte mein Vater hiervon profitieren können, wäre ihm sein Schlaganfall wahrscheinlich erspart geblieben.
Heute ist es ja so, dass wir uns mit oftmals bereits ausgeprägten Beschwerden bei unserem Arzt vorstellen. Der hört sich unsere Krankheitsgeschichte an, macht vielleicht ein Röntgenbild und ein paar Laborwerte und hat gegebenenfalls auch noch ein paar unvollständige Informationen aus unserer vorausgegangenen Krankheitsgeschichte.
Aus dieser Momentaufnahme muss er dann eine Diagnose stellen und sich für eine Behandlung entscheiden. Weil hier aber meist viele wichtige Informationen fehlen, wird er letztlich eine Standardtherapie, die den meisten Menschen in einer ähnlichen Situation in den meisten Fällen hilft, verordnen. Die kann, muss aber nicht immer die richtige sein…
Präzisionsmedizin von morgen
In Zukunft können wir uns auf eine wirklich individuell für uns passende Medizin, eine “Präzisionsmedizin” freuen, die bereits viel früher ansetzt, quasi bevor “das Kind in den Brunnen gefallen ist” und wir bereits eine “ausgewachsene Erkrankung” entwickelt haben.
Wir gehen dann also nicht erst zum Arzt, wenn wir schon richtig krank sind, sondern bereits, wenn über unser kontinuierliches digitales Monitoring unserer Gesundheitsdaten Abweichungen von der Norm festgestellt worden sind.
Unser Arzt kann dann auf eine komplette digital gesicherte Krankengeschichte von Geburt bis zur Gegenwart zugreifen. Ihm stehen sämtliche in der speziellen Situation relevanten, digital aufbereiteten Befunde zur Verfügung. Eine künstliche Intelligenz wertet kontinuierlich alle diese Daten aus und verknüpft sie mit unseren individuellen genetischen Informationen. Daneben wird kontinuierlich der Verlauf sog. digitaler Biomarker, wie z.B. subtilen Veränderung der Stimme oder der Art und Weise, wie wir die Tastatur unseres Laptops bedienen, über eine Künstliche Intelligenz analysiert und unserem Arzt zur Verfügung gestellt.
Damit kann unser Arzt natürlich viel besser eine richtige Diagnose stellen und die richtigen Behandlungsempfehlung geben, die wirklich zu uns passen. Sollte die Behandlung nicht gut anschlagen, kann sie jederzeit in Abhängigkeit von den in Echtzeit kontinuierlich erhobenen Gesundheitsdaten individuell angepasst werden.
Ausblick
Zusammen mit den immer billiger und damit breiter und schneller einsetzbaren Möglichkeiten der genetischen Diagnostik, also der Analyse unserer Erbanlagen, der kontinuierlichen Aufzeichnung und Verwertung von immer mehr relevanten Gesundheitsdaten und deren Verarbeitung mittels künstlicher Intelligenz machen wir also gerade einen riesigen Schritt weiter in Richtung dieser Präzisionsmedizin. Einer Medizin, die für uns individuell die beste Behandlung passend zu genau unserer Krankheitsgeschichte, unserem genetischen Hintergrund und unserem Stoffwechsel und vielen vielen weiteren Faktoren ermöglicht.
Und das ist doch bei allen Bedenken und Ängsten, die man natürlich bei all dem, was da auf uns zukommt, auch haben kann, eine riesige Chance, unser Gesundheitssystem grundlegend zu verbessern. Weg von unserem aktuell doch häufig noch sehr stark reparativ und reaktiv ausgerichtetem “Krankheitsverwaltungssystem” hin zu einer wirklich proaktiven Gesundheitsversorgung, die diesen Namen wirklich verdient, weil sie über die eben angesprochenen Mechanismen Gesundheit erhalten kann, anstatt nur ausgewachsene Erkrankungen zu behandeln.
Also, ich denke wir sollten kritisch, aber grundsätzlich offen für die vielen spannenden neuen Entwicklungen, die die Digitalisierung für uns bereit hält, sein.
Also, Schöne neue Welt, die da auf uns zukommt!
Bleibt schön gesund,
Euer Dr. Heart
Häufig gestellte Fragen zum Thema Revolution in der Kardiologie von Morgen
Die Digitalisierung und künstliche Intelligenz werden die Medizin transformieren, indem sie den Zugang zu medizinischem Wissen für jedermann ermöglichen, hochwertige Informationen bereitstellen, Diagnostik verbessern und eine personalisierte Präzisionsmedizin ermöglichen.
Die Präzisionsmedizin wird eine individuelle Gesundheitsversorgung ermöglichen, die auf kontinuierlicher Überwachung von Gesundheitsdaten und genetischer Information basiert. Künstliche Intelligenz wird bei der Diagnose und Behandlung eine Schlüsselrolle spielen. Dies ermöglicht eine proaktivere Gesundheitsversorgung, die Krankheiten verhindert, anstatt sie nur zu behandeln. Obwohl es Herausforderungen gibt, bietet die Präzisionsmedizin eine vielversprechende Zukunft für die Gesundheitsversorgung.
Die digitale Kompetenz spielt eine entscheidende Rolle bei der effektiven Nutzung der digitalen Gesundheitsversorgung. Menschen sollten lernen, vertrauenswürdige Gesundheitsinformationen von fragwürdigen Quellen zu unterscheiden. Es ist wichtig, sich über die Nutzung von Gesundheits-Apps und Wearables zu informieren und sich bewusst zu sein, wie persönliche Gesundheitsdaten geschützt werden. Schulungen und Ressourcen zur digitalen Gesundheitskompetenz können helfen, diese Fähigkeiten zu entwickeln.