Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Herzschwäche – Einfach erklärt!
Die Herzschwäche – medizinisch Herzinsuffizienz – gehört zu den häufigsten und v.a. folgenschwersten Erkrankungen überhaupt. Wo kommt sie her, was bedeutet sie für betroffene Menschen und wie kann ich erkennen, ob ich betroffen bin? Schauen Sie rein und lernen Sie mehr!
Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,
wenn Sie mir jetzt gerade zuhören weil Sie an einer Herzschwäche, medizinisch: Herzinsuffizienz, leiden, dann möchte ich Ihnen schon mal gleich vorneweg eines versichern: Sie sind absolut nicht allein sondern Teil einer großen Gemeinschaft betroffener Menschen:
Die Herzschwäche gehört zu den bedeutendsten Erkrankungen überhaupt und sie stellt bei uns mit über 440.000 Fällen pro Jahr die häufigste Ursache für die Aufnahme in einem Krankenhaus dar. In Deutschland leiden geschätzt knapp 2 Mio. Menschen an dieser Erkrankung, nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Alterung unserer Bevölkerung wird eine Zunahme der Patienten mit Herzschwäche um mehr als 60% in den kommenden 10 Jahren erwartet!
Erstaunlicherweise wird ihre Bedeutung aber in unserer Bevölkerung immer noch stark unterschätzt. Die gefühlte Bedrohung durch z.B. Krebserkrankungen ist in der Bevölkerung ungleich stärker ausgeprägt als die vor einer Herzschwäche, obwohl, und das haben auch jüngere Studien gerade erst wieder eindrucksvoll bestätigt, die Sterblichkeit einer nicht oder nicht ausreichend behandelten Herzschwäche der Sterblichkeit der meisten Tumorerkrankungen entspricht.
Das ist v.a. deshalb so tragisch, da wir heutzutage aufgrund eines immer besseren Verständnisses dieser Erkrankung im Gegensatz zu vielen Krebserkrankungen bei der Herzschwäche mittlerweile eine Armada hochwirksamer Behandlungsmethoden an der Hand haben durch die wir den Verlauf dieser Erkrankung entscheidend beeinflussen können! Und v.a. können Sie selber, wie wir gleich noch sehen werden, durch ein paar wenige aber sehr wichtige Lebensstilmaßnahmen und die regelmäßige Einnahme einiger hochwirksamer Medikamente den Verlauf Ihrer Erkrankung entscheidend günstig beeinflussen!
Dazu müssen Sie aber natürlich zunächst einmal die typischen Beschwerden dieser Erkrankung kennen, bzw. wenn Sie schon bekanntermaßen unter einer Herzschwäche leiden sensibilisiert sein für die typischen Beschwerden, die eine erneute Verschlechterung Ihrer Erkrankung, eine sogenannte Dekompensation, anzeigen können.
Denn genau diese „Dekompensationen” gilt es unbedingt zu verhindern, da mit jeder kardialen Dekompensation, also jedem erneuten “aus dem Ruder laufen” einer Herzschwäche, bei der Sie dann mit Luftnot und zurückgestautem Wasser in Lunge und Beinen in einem Krankenhaus behandelt werden müssen, Sie als betroffener Patient nicht nur wertvolle Lebenszeit verlieren, die Sie dann bei mittelmäßigem Essen in einem Krankenhaus verbringen, sondern mit jeder Dekompensation verschlechtert sich, wie Sie das in dieser Grafik sehr schön erkennen können, auch Ihre Lebenserwartung und Ihr Krankheitsverlauf insgesamt.
Sie sehen also, es lohnt sich, über diese Erkrankung Bescheid zu wissen. Bevor wir aber gleich über die typischen Beschwerden dieser Erkrankung und mögliche Behandlungsmöglichkeiten sprechen sollten wir ganz kurz klären was eine Herzschwäche überhaupt ist.
Nüchtern medizinisch betrachtet handelt es sich bei der Herzinsuffizienz um die Unfähigkeit unseres Herzens, eine dem Bedarf unseres Körpers entsprechende Menge Blut in den Kreislauf zu pumpen, meistens bedingt durch eine Pumpleistungsschwäche des Herzens, wie Sie das hier im rechten Bildausschnitt sehr schön erkennen können.
Praktisch heißt das für betroffene Menschen: Sie fühlen sich immer schlapper, weniger leistungsfähig und leiden unter einer Vielzahl von Beschwerden, die wir gleich genauer besprechen werden.
Aber was ist nun die Ursache einer solchen Herzschwäche?
Wenngleich als Ursache für eine Herzschwäche viele Erkrankungen infrage kommen, sind es in unseren Breiten vor allem zwei große „Player“, die zusammen genommen für etwa drei Viertel aller Fälle von Herzschwäche verantwortlich sind: nämlich der Bluthochdruck und die Koronare Herzkrankheit, also die gestörte Durchblutung des Herzens aufgrund einer zunehmenden Arteriosklerose unserer den Herzmuskel mit Blut versorgenden Herzkranzarterien. Meist beschleunigt hierbei ein Bluthochdruck das Voranschreiten der Koronaren Herzkrankheit und schließlich entwickelt sich über einen oder mehrere Herzinfarkte eine Herzschwäche.
Wie können wir diese Erkrankung nun als Betroffener erkennen bzw. wenn wir schon von dieser Erkrankung wissen, welche Symptome können eine drohende Verschlechterung anzeigen?
Achten Sie darauf wenn Sie
- …sich wegen Müdigkeit häufiger als gewohnt hinsetzen oder hinlegen müssen und wenn es Ihnen wegen dauernder Abgeschlagenheit z.B. schwerer fällt Ihre sozialen Kontakte zu pflegen und sich zu Aktivitäten ausserhalb Ihrer Wohnung aufzuraffen
- …wenn Treppensteigen und andere körperliche Tätigkeiten Ihnen zunehmend Probleme bereiten und Luftknappheit verursachen oder wenn Ihnen das flache Liegen in Ihrem Bett unangenehm ist und Sie lieber mit erhöhtem Oberkörper, z.B. durch das Unterlegen mehrerer Kissen, schlafen. Typisch sind auch nächtliche Hustenanfälle einhergehend mit Luftnot.
- …wenn Sie Wasseransammlungen in Ihren Füßen und Unterschenkeln bemerken, ihre Schuhe nicht mehr so gut passen wollen oder die Bündchen Ihrer Socken immer tiefe Einschnürungen hinterlassen.
- … wenn Sie häufiger schon bei geringsten Belastungen oder sogar in Ruhe einen sehr schnellen Herzschlag bemerken.
- …wenn Sie in kurzer Zeit an Gewicht zunehmen, dies ist fast immer zurückgestautes Wasser!
- …wenn Sie das Gefühl haben am tagsüber weniger häufig als gewohnt Wasser lassen zu müssen, nachts jedoch häufiger „austreten“ müssen…
- …wenn Sie weniger Appetit haben als gewohnt und es nicht mehr so recht schmecken will..
Wenn Sie also derartige Beschwerden verspüren dann warten Sie bitte nicht darauf, dass sie von alleine wieder verschwinden (denn das tun sie leider in der Regel nicht!) sondern suchen Sie frühzeitig Ihren Arzt auf, der Ihre Situation am besten einschätzen kann und mit Ihnen das weitere Vorgehen plant.
Denn wie schon gesagt, haben wir heutzutage eine ganze Menge Möglichkeiten mithilfe einiger Lebensstilveränderungen und modernster Behandlungsverfahren den Verlauf dieser Erkrankung entscheidend zu beeinflussen und damit Ihnen als betroffenen Patienten nicht nur viele Lebensjahre zu schenken sondern v.a. auch Jahre voller Leben, sprich Lebensqualität!