Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Risikofaktor Sitzen – das neue Rauchen?
Sitzen ist gemütlich, leider wurde unser Körper nicht für stundenlanges Herumsitzen gemacht..
Wussten Sie, dass wir jeden Tag 7,5 Std. mit Sitzen verbringen? Wir sitzen bei der Arbeit, vor dem Computer, beim Fernsehen und beim Autofahren. Da könnte man sich jetzt sagen na und? Sitzen ist doch gemütlich wo liegt das Problem? Wie neuere Studien nun zeigen ist das Problem jedoch gewaltig. Denn: Unser Körper, der in Jahrtausenden der menschlichen Evolution für ein hartes Leben als Jäger und Sammler optimiert worden ist, ist nicht für eine vornehmlich sitzende Lebensweise, wie sie heute in unserer modernen Arbeitswelt leider weit verbreitet ist, vorgesehen.
Durch die vornehmlich sitzende Lebensweise verkümmert unsere Muskulatur und die Empfindlichkeit unserer Muskeln für das Hormon Insulin wird reduziert. Die Muskulatur kann dadurch den Zucker aus dem Blut nicht mehr so gut aufnehmen, was die Bauchspeicheldrüse dazu veranlasst immer mehr Insulin zu produzieren und letztlich die Entwicklung einer Zuckerkrankheit begünstigt. Daneben wird durch die sitzende Tätigkeit unser Herz-Kreislauf-System nicht gefordert, dadurch erhöht sich das Risiko für Bluthochdruck, Herz- und Gefäßerkrankungen. Eine Studie der Mayo Klinik in den USA konnte ein um 125 % erhöhtes Risiko für Herzerkrankung nachweisen, wenn Menschen pro Tag mehr als 4 Stunden fernsahen. Daneben schadet natürlich zu viel sitzen auch unseren Bewegungsapparat insbesondere unserer Wirbelsäule. Unsere Bandscheiben müssen bewegt werden, um sich immer wieder erneut mit Flüssigkeit voll saugen zu können und so ihrer Rolle als „Stossdämpfer“ gerecht werden zu können. Sogar einen Zusammenhang zwischen der sitzenden Lebensweise und einem erhöhten Risiko für Darm- und Gebärmutterschleimhautkrebs konnten Forscher nachweisen.
Klingt alles schrecklich und ist es auch. Was können wir nun tun um uns zu schützen? Die Lösung ist wieder mal erstaunlich einfach, wir müssen wieder anfangen unseren Körper so zu benutzen wie er für uns geschaffen wurde. Natürlich ist das in unserer heutigen Arbeitswelt nicht ganz einfach aber es gibt viele einfach umzusetzende Tipps!
- Zunächst einmal ist es entscheidend zu lange Sitzphasen durch regelmäßiges Aufstehen und Umherlaufen zu unterbrechen. Spätestens nach einer Stunde Sitzen sollten Sie also Aufstehen und sich bewegen. Werden Sie kreativ, stellen Sie z.B. den Drucker ganz bewusst 10m entfernt von Ihrem Schreibtisch auf!
- Machen Sie es sich zur Gewohnheit Gespräche oder Telefonate im Gehen zu führen, wie das viele Manager bereits tun. Kaufen Sie sich ein Headset oder ein Mobiltelefon und los geht’s! Das erhöht sogar nachweislich ihre Kreativität und die Gesprächsqualität.
- Vielleicht ergibt sich auch die Möglichkeit ihr Büro durch bestimmte Möbel, wie höhenverstellbare Tische umzugestalten, so dass Sie auch mal im Stehen arbeiten können.
- Während der Sitzphasen können Sie durch häufiges Wechseln der Sitzposition die negativen Folgewirkungen des Sitzes vermindern, indem Sie die Sitzposition so oft es geht wechseln, rutschen Sie also auf ihrem Stuhl nach vorne und hinten, halten Sie Ihre Muskulatur bewusst aktiv.
Sie sehen, mit ein bisschen Kreativität und Flexibilität ist es ganz einfach lange Sitzphasen zu vermeiden, probieren Sie es gleich morgen im Büro mal aus!