Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Linksherzhypertrophie
Verdickung des Herzmuskels – Was hat das zu bedeuten?
Liebe Zuschauerinnen, liebe Zuschauer,
eine kräftige Muskulatur zu haben ist ja erstmal nichts schlechtes, sofern wir sie uns durch einen aktiven Lebensstil und sportliche Aktivität aufgebaut haben. Tatsächlich schützt uns eine hohe Muskelmasse im Alter vor Fettsucht und Diabetes, auch aufgrund ihres höheren Energieverbrauchs im Vergleich zu Fettgewebe.
An unserem Herzen sieht das leider etwas anders aus. Auch wenn es erst einmal gut klingt ein “kräftiges Herz” zu haben so wissen wir heute, dass eine Zunahme der Muskelmasse unserer linken Herzkammer, die wir medizinisch als Linksherzhypertrophie, bzw. oft auch als “Linksventrikuläre Hypertrophie” bezeichnen, einen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar für eine erhöhte Sterblichkeit darstellt.
Ähnlich wie wir einen dicken Bizeps bekommen, wenn wir regelmäßig in der Mukkibude mit schweren Gewichten trainieren kann auch unser Herzmuskel auf verschiedene Reize mit einer Zunahme seiner Muskelmasse reagieren. Am häufigsten entsteht eine Zunahme der Muskelmasse unserer linken Herzkammer, also eine Linksherzhypertrophie, wenn unsere linke Herzkammer eine vermehrte Arbeitsbelastung zu bewältigen hat. Bestes Beispiel hierfür ist die “Volkskrankheit” Bluthochdruck, bei der unsere linke Herzkammer ständig das Blut gegen einen erhöhten Blutdruck in den Körper pumpen muss, was natürlich eine erhebliche Mehrbelastung darstellt.
Aber auch bei sehr intensiver, tgl. über viele Jahre ausgeführter sportlicher Aktivität, kann unser Herz mit einer Vergrößerung und Verdickung seiner Muskulatur reagieren. Eine solche Anpassungsreaktion an die regelmäßige körperliche Anstrengung wird als „Sportlerherz“ bezeichnet und hat keinen Krankheitswert.
Gerade im höheren Lebensalter entwickelt sich häufig eine Verhärtung und Verengung unserer Aortenherzklappe zwischen unserer linken Herzkammer und unserem Körperkreislauf, eine sog. Aortenklappenstenose. Stellen Sie sich vor, Sie müssten ständig durch einen viel zu dünnen Strohhalm ausatmen, dann würden Sie irgendwann auch ganz dicke Backen bekommen. Genauso muss auch unsere linke Herzkammer
mit zunehmender Verengung der Herzklappe einen immer größeren Druck aufbauen, um noch ausreichend Blut durch die verengte Herzklappe in unseren Körper pumpen zu können. Auch auf diese Mehrbelastung reagiert unser Herzmuskel mit einer Hypertrophie, einer Zunahme seiner Muskelmasse.
Neben der vermehrten Arbeitsbelastung unseres Herzens kann eine Verdickung des Herzmuskels aber auch andere Gründe haben.
Zum einen kann sie durch einen genetischen Defekt verursacht und damit angeboren sein, dies ist bei der sog. familiären hypertrophen Kardiomyopathie der Fall, bei der man oft Verdickungen der Herzwände auf weit über 2cm feststellen kann.
Daneben kann eine Verdickung der Herzwände nicht nur durch einen Zuwachs an Muskelmasse, sondern auch durch Ablagerungen bestimmter Eiweißstoffe, sog. Amyloidfibrillen, verursacht werden. Durch die Einlagerung dieser Eiweißstoffe
versteift der Herzmuskel zunehmend was schließlich zu einer Beeinträchtigung der Herzleistung, einer Herzschwäche führt.
Eine Verdickung unseres Herzmuskel ist also wie wir jetzt gesehen haben eine ernste Angelegenheit, die in jedem Fall weiter abgeklärt werden muss, um drohende Komplikationen zu vermeiden.
Die Frage ist aber natürlich zunächst einmal:
Wie erkenne ich denn überhaupt eine Linksherzhypertrophie?
Das häufigste Symptom ist Kurzatmigkeit, bzw. Luftnot, v.a. bei körperlicher Belastung. Ursache ist hierfür meist eine mit zunehmender Muskelmasse zunehmende Versteifung der Herzkammern, die dadurch in ihrer Pumpleistung beeinträchtigt werden. Hierdurch kann ein Rückstau von Blut in den Lungenkreislauf resultieren, der über die Reizung von Druckrezeptoren in den Blutgefäßen der Lunge das Gefühl von Luftnot verursacht.
Daneben kann sich mit zunehmender Herzwanddicke auch die Durchblutung des Herzmuskels selber und damit die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen verschlechtern, was schließlich zu Brustschmerz, der sog. Angina pectoris
führen kann.
Entscheidend, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, ist v.a. dass Sie derartige Beschwerden nicht einfach hinnehmen und verdrängen, sondern von Ihrem Arzt abklären lassen. Mit Hilfe einer Herzultraschalluntersuchung, einer Echokardiographie, kann dann schnell und unkompliziert eine Linksherzhypertrophie und ggf. auch weitere Ursachen Ihrer Beschwerden dargestellt bzw. ausgeschlossen werden. Sollte tatsächlich eine Linksherzhypertrophie vorliegen, dann erfolgen natürlich weitere Untersuchungen, um die genaue Ursache der Wandverdickung festzustellen und bestmöglich behandeln zu können. Hierauf werden wir im folgenden Video noch näher eingehen.
Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,
so viel erstmal von meiner Seite,
bleiben Sie schön gesund,
Ihr Dr. Heart 😉