Broken Heart Syndrom – Kann man an Liebeskummer sterben?

Benannt nach der japanischen Tintenfischfalle, die Tako-Tsubo-Kardiomyopathie alias „Broken-Heart-Syndrom“

Kann man (oder vielmehr Frau) an Liebeskummer im Extremfall auch sterben? Darüber habe ich mit Marlene Lufen im SAT-1-Frühstücksfernsehen diskutiert.

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Das Herz bricht nicht nur im übertragenen Sinne, tatsächlich kann schwere Trauer für den Körper Folgen haben, welche denn?

Ich denke grundsätzlich ganz klar unterscheiden muss zwischen einer normalen, natürlichen Trauerreaktion, die durchlebt werden muss und für den Verarbeitungsprozess auch ganz wichtig und gesund ist und einer möglicherweise krankhaften, verlängerten Reaktionen auf ein belastendes Ereignis. Insbesondere ist hier eine sog. reaktive Depression, also die Ausbildung einer Depression nach einem belastenden Ereignis zu nennen. Diese trübt nicht nur die Lebensqualität der betroffenen Menschen sondern stellt wie wir heute wissen auch ein großes Risiko für unsere Gesundheit, insbesondere unsere Herzkreislaufgesundheit dar.

In seltenen Fällen kann es aber bei extrem verspürter Trauer, beispielsweise nach einem unerwarteten Todesfall eines geliebten Menschen, zu einem ganz plötzlich auftretendem, schweren, oft dramatisch verlaufenden Krankheitsbild am Herzen kommen, das wir als Broken-Heart-Syndrom, bzw. medizinisch auch als Stress-Kardiomyopathie bezeichnen. Hierbei entwickeln die betroffenen Menschen tatsächlich Beschwerden, die denen eines Herzinfarktes ähneln, d.h. die Patienten leiden unter Brustschmerzen, Luftnot und Ohnmachtanfällen, und auch im EKG und in den Blutwerten finden sich Veränderung wie bei einem Herzinfarkt. In der Herzkatheter-Untersuchung, die dann notfallmäßig durchgeführt wird, findet man dann aber keine verstopfte Herzkranzarterie sondern man sieht eine große Ausbeulung der gesamten Herzspitze, die wie gelähmt ist und keine Pumpleistung mehr erbringt. Die Ursache dieser Erkrankung ist letztlich noch nicht ganz klar, aber man vermutet, dass eine exzessive Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Noradrenalin die Durchblutung vor allem der kleinen Blutgefäße im Herzen stört und somit dieses Krankheitsbild bewirken.

Das Broken-Heart-Syndrom ähnelt also einem Herzinfarkt, ist aber weit weniger gefährlich. Welche Menschen sind denn besonders anfällig für das Broken-Heart-Syndrom, und können daran sogar sterben?

Klassischerweise sind 90% der Betroffenen Frauen, vor allem ältere Frauen jenseits der Wechseljahre. In den letzten Jahren wurde allerdings, jetzt wo das Krankheitsbild auch etwas bekannter geworden ist, die Tako-Tsubo-Kardiomyopathie auch häufiger bei jüngeren Menschen diagnostiziert. Immerhin 12 % der betroffenen Menschen sind jünger als 50 Jahre. Männer erkranken seltener an dieser Form der Herzerkrankung zeigen dann aber typischerweise häufiger Komplikationen. Man nimmt an, dass jüngere Frauen durch ihre weiblichen Geschlechtshormone, die Östrogene vor dem schädlichen Stresshormon-Einfluss auf das Herz geschützt werden. Warum allerdings Männer so selten erkranken ist nicht klar.

Sehr häufig tritt dieses Syndrom nach dramatischen, belastenden Lebensereignissen auf, wie zum Beispiel ein unerwarteter Todesfall eines Lebenspartners, der Diagnose einer Krebserkrankung, nach einem heftigen Streit oder aber auch nach extremen körperlichen Belastungen, bei schweren Krankheiten, wie z.B. einer Blutvergiftung aber auch bei sehr starken Schmerzen kann ein solches Syndrom auftreten.

Ungefähr 2 % der Patienten, die sich mit dem typischen Bild eines Herzinfarktes vorstellen, haben letzten Endes dann ein solches Broken-Heart-Syndrom. Früher hat man dieses Krankheitsbild als relativ harmlos eingestuft, heute weiß man, dass es vor allen Dingen in der akuten Anfangsphase dieser Erkrankung in fast 20 % der Fälle zu Komplikationen, wie z.B. einem Schock durch Herzschwäche oder gefährlichen Herzrhythmusstörungen bis hin zum Kammerflimmern kommen kann. Die Sterblichkeit im Krankenhaus beträgt immerhin ca. 2-3%, deshalb werden diese Patienten auch zumindest am Anfang auf einer Intensivstation überwacht.

Wie kann man bei Liebeskummer dem gebrochenen Herzen entgegenwirken?

Wenn tatsächlich ein klassisches Broken-Heart-Syndrom vorliegt kann man als Betroffener zunächst mal gar nicht viel machen sondern wird in der Regel notfallmäßig im Krankenhaus behandelt.

Bei leichtern Fällen von Liebeskummer, denke ich ist es zunächst einmal wichtig den Schmerz und die Trauer zu akzeptieren und nicht zu verdrängen. Da ist es dann auch durchaus vollkommen o. k., wenn man sich einige Tage in seinem Bett verkriecht, Schokolade futtert und DVDs guckt. Wichtig ist dann aber, dass man nach ein paar Tagen wieder die Kurve bekommt und sich von Freunden überreden lässt wieder unter Leute zu gehen, Sport treibt vielleicht auch ein Kurztrip unternimmt, wieder aktiv wird und am Leben teilnimmt.

Wenn es über längere Zeit so gar nicht bergauf gehen will, dann kann es auch sehr sinnvoll sein sich in professionelle Hände zu begeben.

Herzschmerz – sagt man das nur so, oder sind das echte Schmerzen die man bei Liebeskummer oder Trauer hat?

Tatsächlich ist es so, dass bei dem eben angesprochenen Broken-Heart-Syndrom die Patienten heftigste Brustschmerzen und Luftnot verspüren, so dass sie zunächst behandelt werden müssen wie ein Herzinfarktpatient und somit eine notfallmäßige Herzkatheter Untersuchung durchgeführt wird. Dort findet man aber im Gegensatz zu einem akuten Herzinfarkt kein verstopftes Herzkranzgefäß, sondern eine ganz typische Form der linken Herzkammer. Die zeigt dann eine ganz typische Ausbeulung der Herzspitze, die wie gelähmt wird und nicht mehr arbeitet, wohingegen die Herzkammer im Bereich der Herzbasis besonders stark arbeitet. Daraus resultiert dann eine Form der linken Herzkammer, die an japanische Tintenfischfallen erinnert, daher auch der schöne Name Taku Tsubo Kardiomyopathie, wobei Tako Tsubo das japanische Wort für Tintenfischfalle ist. Die sind nämlich genauso aufgebaut, haben also einen schmalen Hals und einen ausgebeulten Körper, so dass die Tintenfische herein schwimmen können aber nicht mehr herauskommen.

Aber nicht nur das Herz tut weh welche Symptome kommen im Körper bei Liebeskummer denn noch vor?

Ja ich denke jeder, der schon selber einmal Liebeskummer hatte, kann da selber ein Lied von singen, bei mir ist das jetzt schon ein bisschen her aber natürlich kann Liebeskummer zu den verschiedensten körperlichen Beschwerden führen, insbesondere muskulären Verspannungen, Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen, Unruhe und Schlafstörungen bis hin zu einer Schwächung unseres Immunsystems.

Welche Langzeitfolgen hat denn so ein richtig derber Herzschmerz nach dem Ende einer großen Liebe?

Auch wenn man sagt, dass so eine verflossene große Liebe durchaus seelische Narben zurücklassen kann, unser Herz erholt sich erfreulicherweise sehr gut von einer solchen Belastung. Und selbst wenn ein klassisches Broken-Heart-Syndrom vorliegt ist es ja so, dass man wenn man die gelegentlich auftretenden Anfangskomplikationen gut überstanden hat sich unser Herz in kurzer Zeit wieder komplett, und das heisst ohne Narben, erholt.

Allgemein ist wichtig, dass man wenn man das Gefühl hat, dass die Trauer zu mächtig ist und man alleine nicht damit klar kommt, unbedingt auch Hilfe in Anspruch nimmt, im Zweifel auch frühzeitig professionelle Hilfe durch einen Psychiater oder Psychotherapeuten.

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