Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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“Neue” Gerinnungshemmer – OAK, NOAK, DOAK – was ist das alles?
Die wohl wichtigste Maßnahme beim Vorhofflimmern: Der effektive Schlaganfallschutz durch eine „Blutverdünnung“, sog. Antikoagulation.
Wie schon besprochen ist die entscheidende Maßnahme beim Vorhofflimmern die Verhütung eines Schlaganfalls durch eine medikamentöse Herabsetzung der Blutgerinnungsfähigkeit. Diese wird auch als Antikoagulation bezeichnet und weil sie oral, also über Tabletten erfolgt, auch als orale Antikoagulation, daher die Abkürzung OAK. Diese wurde bislang klassischerweise mit Marcumar, bzw. Falithrom durchgeführt. Marcumar wirkt durch eine Verdrängung eines Vitamins, nämlich des Vitamin K, welches für die Bildung bestimmter Gerinnungsfaktoren benötigt wird. Dadurch können diese entsprechenden Gerinnungsfaktoren nicht mehr ausreichend in ihrer wirksamen Form gebildet werden und die Gerinnungsfähigkeit des Blutes wird herabgesetzt. Da aber der Herr uns unsere Blutgerinnung aus gutem Grund geschenkt hat und natürlich eine bestimmte Restgerinnungsfähigkeit des Blutes notwendig ist, um nicht spontan zu verbluten, muss diese über regelmäßige Testung der Gerinnungsfähigkeit mittels des sog. INR, früher als Quick-Test bekannt, überwacht werden. Bei zu starker Herabsetzung der Blutgerinnungsfähigkeit drohen spontane Blutungen, ist sie zu gering ist der Schlaganfallschutz unvollständig. Dies sind sozusagen die beiden extremen Pole, zwischen denen sich jede gerinnungshemmende Behandlung bewegt.
In den letzten Jahren sind nunmehr verschiedene neuere gerinnungshemmende Medikamente auf den Markt gekommen. Diese wurden ursprünglich als Neue Orale Antikoagulantien bezeichnet und daher NOAK abgekürzt. Da sie aber mittlerweile gar nicht mehr so neu sind und da sie im Gegensatz zum Marcumar nicht über eine Hemmung der Bildung von Gerinnungsfaktoren sondern direkt bereits gebildete Gerinnungsfaktoren quasi unschädlich machen, werden Sie nunmehr als DOAK, also „direkte orale Antikoagulantien“ bezeichnet. Hierzu gehören das Dabigatran, das Rivaroxaban, das Apixaban und das Edoxaban.
Auch wenn die einzelnen neuen Medikamente sich untereinander geringfügig unterscheiden, haben sie doch grundlegende Gemeinsamkeiten, die sie vom bisherigen Standard, dem Marcumar unterscheiden. Die wichtigsten Vor- und Nachteile dieser neueren Gerinnungshemmer schauen wir uns im folgenden Clip mal genauer an.