Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Vorhofflimmern durch Abnehmen heilen – die Legacy-Studie
Gewichtsabnahme und Vorhofflimmern, Die Legacy-Studie
Vorhofflimmern durch nachhaltigen Gewichtsverlust heilen!
Nicht nur Übergewicht und Fettsucht nehmen seit mehreren Jahrzehnten immer weiter zu sondern leider auch das Vorhofflimmern.. Aus vielen Untersuchungen ist bereits bekannt, dass Fettsucht u.a. mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Bluthochdrucks, einer Blutzuckerkrankheit oder auch für sog. schlafbezogene Atmungsstörungen verbunden ist. Weniger im kollektiven Bewusstsein ist hingegen die Tatsache, dass Fettleibigkeit eben auch mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern vergesellschaftet ist.
Somit wäre es also vorstellbar, durch eine wirksame Behandlung der Fettsucht auch den Krankheitsverlauf des Vorhofflimmerns positiv beeinflussen zu können.
Mit genau dieser Frage hat sich die sog. Legacy-Studie befasst, die nämlich untersucht hat, inwiefern eine Gewichtsreduktion das (Wieder-) Auftreten von Vorhofflimmern beeinflussen kann.
Ein Forscherteam aus Australien von der Universität in Adelaide, Australien hat 1.415 Patienten mit nicht permanentem Vorhofflimmern untersucht. In dieser Gruppe waren 355 Patienten mit einem BMI über 27 (im Schnitt 33) übergewichtig oder sogar fettsüchtig, also adipös. Diese Gruppe wurde nun – zusätzlich zur üblichen Vorhofflimmer-Therapie- in eine Untergruppe mit Gewichtsmanagement und eine Untergruppe ohne Gewichtsmanagement aufgeteilt. In der Gewichtsreduktionsgruppe wurden die Patienten engmaschig betreut, dokumentierten ihre Ernährung und ihre körperliche Betätigung und sie wurden regelmäßig dreimal im Monat motiviert dranzubleiben und auch jährlich beim Arzt untersucht, inklusive eines Langzeit-EKG über 7 Tage.
Im Ergebnis schaffte es tatsächlich ein Drittel der Patienten langfristig über 10% seines Körpergewichtes abzuspecken, ein weiteres Drittel nahm zwischen 3–10% seines Körpergewichtes ab und das übrige Drittel nahm weniger als 3% des Körpergewichtes ab bzw. nahm sogar zu.
Diejenigen Patienten, die über 10% ihres Ausgangsgewichts verloren, konnten ihren Blutdruck, ihren Zuckerstoffwechsel und ihre Fettwerte deutlich verbessern, auch verbesserte sich das allgemeine Wohlbefinden in dieser Gruppe umso stärker, je ausgeprägter der Gewichtsverlust ausfiel.
Das erstaunlichste Ergebnis zeigte sich aber in Bezug auf das Wiederauftreten von Vorhofflimmern:
In der Kontrollgruppe waren nach etwa fünf Jahren nur 13% der Patienten frei von Vorhofflimmern, wohingegen in der Gruppe mit moderatem Gewichtsverlust immerhin 22% und in der Gruppe mit einem dauerhaften Gewichtsverlust von über 10% fast die Hälfte der Patienten, nämlich 46% frei von Vorhofflimmern waren.
Eine nachhaltige Gewichtsabnahme ist also ein hocheffektives Antiarrhythmikum bei Vorhofflimmern. Dabei sollte man aber auf kurzzeitige Diäten verzichten und sich um einen gleichmäßigen Gewichtsverlust bemühen, denn ein intermittierender Jojo-Effekt und Gewichtsschwankungen über 5% des Körpergewichtes dämpften in der Studie den antiarrhythmischen Effekt deutlich ab. In meinen Augen ein erneuter Grund auf stumpfsinnige Diäten zu verzichten und sich dauerhaft um eine herzgesunde Ernährung zu kümmern !
Pathak RK et al. Long-Term Effect of Goal Directed Weight Management in an Atrial Fibrillation Cohort: A Long-term Follow-Up StudY (LEGACY Study). J Am Coll Cardiol 2015 Mar 16. doi: 10.1016/j.jacc.2015.03.002