Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Ablationsbehandlung von Vorhofflimmern (Kryoballon-Ablation)
Bei geeigneten Patienten eine elegante und erfolgreiche Methode zur Behandlung des Vorhofflimmerns – Die Kryoablation
Vorhofflimmern ist die weltweit häufigste, beim Erwachsenen auftretende, relevante Herzrhythmusstörung. Weil wir statistisch gesehen immer älter werden und Vorhofflimmern v.a. eine Erkrankung des höheren Lebensalters ist, wird uns diese Rhythmusstörung in Zukunft noch viel mehr beschäftigen.
Die Bedeutung des Vorhofflimmerns besteht zum einen darin, dass sich aufgrund einer Gerinnselbildung in den flimmernden Herzvorhöfen das Risiko für einen Schlaganfall drastisch erhöht, wenn derlei Blutgerinnsel mit dem Blutstrom in den Kopf gespült werden und dort ein Blutgefäß verstopfen.
Daneben leiden viele Menschen beim Vorhofflimmern, aufgrund des unregelmäßigen und meist auch zu schnellen Herzschlages von circa 100-150 pro Minute, unter verschiedensten Beschwerden wie Herzrasen, Herzstolpern, innerer Unruhe und Angstgefühl, Schwindel, Atemnot, Müdigkeit oder auch nur unter Abgeschlagenheit und einem Leistungsknick, sodass häufig zunächst gar nicht an eine Herzrhythmusstörung als Ursache der diffusen Beschwerden gedacht wird.
Welche Möglichkeiten haben wir diese Herzrhythmusstörung in den Griff zu bekommen?
Im Vordergrund steht v.a. eine effektive Blutverdünnung, die die Ausbildung von derartigen Blutgerinnseln in den Herzvorhöfen und damit Schlaganfälle verhindert.
Bei der Behandlung der Herzrhythmusstörung selbst gibt es unterschiedliche Behandlungsmethoden. Insbesondere für Patienten, die unter Vorhofflimmern ausgeprägte Beschwerden haben und die mit Medikamenten nicht befriedigend behandelt werden können, setzt sich immer mehr die sog. Pulmonalvenenisolation zur Behandlung des Vorhofflimmerns durch. Diesem Verfahren liegt die interessante Beobachtung zugrunde, dass die elektrischen Störimpulse, die das Vorhofflimmern verursachen, in den allermeisten Fällen aus den Lungenvenen, medizinisch: „Pulmonalvenen“, stammen, also dem Bereich aus dem das sauerstoffreiche Blut aus der Lunge in den linken Herzvorhof gelangt.
Gelingt es also diese Lungenvenen vom Rest des Herzvorhofes elektrisch zu isolieren kann man tatsächlich Vorhofflimmern verhindern. Eine besonders moderne und effiziente Methode, bei der die Lungenvenen mittels Kälte vom Rest des Vorhofes elektrisch isoliert werden, ist die Ablation mit dem sog. Kryoballon.
Hierfür werden mit einem solchen speziellen Ablationskatheter, der über die Leistenvene zum Herzen vorgeführt wird, unter Röntgendurchleuchtung nacheinander alle 4 Mündungsstellen der Lungenvenen im Bereich des linken Herzvorhofes aufgesucht.
Der Kryoballon wird dann entfaltet und stabil an der Lungenvenenöffnung platziert. Anschließend wird ein flüssiges Kühlmittel in den Ballon geleitet, das beim Verdampfen dem umliegenden Herzmuskelgewebe Wärme entzieht, welches dadurch vereist und vernarbt. Es entsteht eine kreisförmige Narbe, die die Lungenvenen wie ein Zaun vom Rest des Herzvorhofes isoliert und somit eine Weiterleitung der elektrischen Störimpulse aus den Lungenvenen in die Herzvorhöfe verhindert.
Je nach Komplexität der vorliegenden Herzrhythmusstörung dauert der Eingriff erfahrungsgemäß bis zu 2 Stunden. Auch wenn es natürlich wie bei jedem medizinischen Verfahren keine 100%ige Erfolgsgarantie gibt ist die Erfolgsrate nach einem einmaligen Eingriff insgesamt mit ca. 70-90 %, abhängig vom Erkrankungsgrad, hoch. In einigen Fällen können ggf. auch ein oder mehrere Wiederholungseingriffe notwendig sein, um die Herzrhythmusstörung dauerhaft zu kontrollieren. Die meisten Patienten fühlen sich aber nach einer erfolgreichen Behandlung wieder weitestgehend beschwerdefrei und auch deutlich besser belastbar.
Mit der Kryoablation steht ein wertvolles, sehr effizientes und wirksames Verfahren zur Behandlung von Vorhofflimmern zur Verfügung.
Wenn Sie wissen wollen, ob diese Methode vielleicht auch für Sie geeignet sein könnte, wenden Sie sich bitte an den Arzt Ihres Vertrauens, der dann mit Ihnen zusammen die für Sie am besten geeignetste Behandlung auswählen wird.