Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Linda Weißer ist approbierte Ärztin und leidenschaftliche Ernährungsberaterin, letzteres offline und online über ihren Blog alimonia.net.
E-Zigarette – Was rät der Kardiologe?
Liebe Leute,
seit etwa 2004 steigen ja immer mehr Menschen auf die E-Zigarette um. Sie soll uns helfen von der klassischen Verbrennungszigarette loszukommen, sie soll gesünder, günstiger und sozial besser akzeptiert sein.
Klingt erstmal super, ob E-Zigaretten wirklich eine bessere Wahl sein können, das besprechen wir in diesem Video!
Bevor wir uns voll in die Thematik stürzen müssen wir, damit keine Missverständnisse aufkommen, erstmal ein paar Begrifflichkeiten klären und zwischen den verschiedenen Produkten unterscheiden.
Zum einen gibt es Tabakerhitzende Tabakstifte: Hier wird also auch Tabak verwendet, mit seinen bekannten Giftstoffen, die dann beim Erhitzen auch freigesetzt und aufgenommen werden können.
Allerdings findet hier eben kein Verbrennungsprozess statt, durch den ja bei normalen Zigaretten der Großteil der krebserzeugenden und gesundheitsschädigenden Substanzen entsteht. Ergo sind hier deutlich weniger Schadstoffe enthalten, das gesundheitliche Risiko ist dadurch sehr wahrscheinlich geringer aber weil hierzu natürlich noch Langzeitstudien fehlen ist aktuell noch unklar wie viel geringer das gesundheitliche Risiko am Ende ist.
E-Zigaretten hingegen enthalten gar keinen Tabak sondern hier wird eine nikotinhaltige Flüssigkeit, ein Liquid erhitzt. Auch hier findet also kein Verbrennungsprozess statt, was natürlich zunächst einmal als positiv einzuschätzen ist.
Schauen wir uns nun einmal die E-Zigarette etwas genauer an. Die verwendeten Liquids bestehen meistens aus Wasser, Propylenglycol, Glycerin, unterschiedlich viel Nikotin und bestimmten Geschmacksstoffen sowie ggf.noch weiteren Zusatzstoffen.
Propylenglycol kann unsere oberen Atemwege, Schleimhäute und Augen reizen und natürlich sind die Effekte einer Langzeit-Inhalation noch unklar. Letzteres gilt natürlich auch für viele der eingesetzten Geschmacks- und Zusatzstoffe.
Das Nikotin, als die eigentlich suchtauslösende Komponente, ist in den Liquids in unterschiedlicher Konzentration enthalten und kann ggf. auch stufenweise reduziert werden. Natürlich ist auch Nikotin ein Gift, das überdosiert Benommenheit, Übelkeit oder Erbrechen und bei extrem hoher Aufnahme auch Vergiftungsfälle verursachen kann.
Dadurch, dass aber bei der E-Zigarette die eigentlich suchtauslösende Komponente, das Nikotin, vom Tabak getrennt verabreicht wird und hier eben kein Tabak verbrannt wird, liegt die gesundheitsschädigende Wirkung der E-Zigarette aller Wahrscheinlichkeit nach, und auch nach der derzeitigen Datenlage nach, weit unter der einer klassischen Verbrennungszigarette. Deren verheerende Wirkung ist ja bereits bestens erforscht und bekannt: Im Rauch eine Verbrennungszigarette sind knapp 10.000 chemische Substanzen isoliert worden wie Benzol, Nitrosamine, Formaldehyd, Blausäure etc., die in der überwiegenden Zahl durch den Verbrennungsprozess entstehen.
Der Gehalt z.B. an sog. tabakspezifischen Nitrosaminen in E-Zigaretten ist um den Faktor 1000 niedriger als in konventionellen Zigaretten.
Für mich heißt das im Klartext:
E-Zigaretten sind nicht frei von Schadstoffen, sie sind natürlich auch nicht gesund, sie sind nicht unbedenklich und ihre Langzeitwirkungen sind nicht vollends klar. Daher sollte natürlich alles unternommen werden, damit Nichtraucher, v.a. Jugendliche, nicht über die E-Zigarette, quasi als “Einstiegsdroge” mit dem Rauchen anfangen, weil sie den Gebrauch der E-Zigarette fälschlicherweise für unschädlich halten.
Aber: Wer statt einer klassischen Zigarette eine E-Zigarette konsumiert tauscht hierbei eine erwiesenermaßen extrem schädliche Droge durch eine aller Wahrscheinlichkeit weitaus weniger schädliche ein.
Vor dem Hintergrund, dass die meisten Raucher rauchfrei werden wollen, es aber auf Dauer einfach nicht schaffen, ihre Sucht in den Griff zu bekommen, ist aus meiner Sicht die schlechte Reputation, die die E-Zigarette in Deutschland hat, nicht ganz nachzuvollziehen, aber das ist meine persönliche Meinung.
Andere Länder, wie z.B. Großbritannien sind gegenüber der E-Zigarette deutlich aufgeschlossener und kommen zu dem Schluss, dass die gesundheitlichen Auswirkungen der E-Zigarette ca. 95% weniger schädlich seien als bei der herkömmlichen Zigarette.
Damit es hierbei aber nicht nur bei meiner und der britischen “Meinung” bleibt möchte ich Euch auch das Fazit nicht vorenthalten, welches auch vom Deutschen Krebsforschungszentrum unterstützt wird, das da lautet: “Die E-Zigarette birgt für Raucher, die umsteigen, sehr wahrscheinlich Vorteile, da weniger toxische und karzinogene Substanzen inhaliert werden. Nichtraucher sollten jedoch gar nicht erst damit anfangen, denn auch hier werden Chemikalien inhaliert, die gesundheitsschädlich sind.”
Das klingt für mich sehr vernünftig…
OK, somit scheint also im direkten Vergleich die E-Zigarette besser abzuschneiden als die herkömmliche Fluppe.
Die zweite wichtige Frage ist ja nun:
Wie gut eignet sich die E-Zigarette, wenn man komplett “rauchfrei” werden möchte? Was taugt also die E-Zigarette als Hilfe beim Ausstieg?
Hierzu gehen die Meinungen, und auch die Studienlage, wie ihr bestimmt auch schon mitbekommen habt, ebenfalls weit auseinander!
Einige Studien zeigen, dass E-Zigaretten dabei helfen können, mit dem Rauchen aufzuhören, andere Studien können keine oder nur sehr geringe Erfolge verbuchen und weisen auf mögliche Langzeitrisiken hin…
Die aktuelle Leitlinie zur Tabakentwöhnung, also quasi die deutsche Expertenempfehlung betont ebenfalls, dass, ich zitiere:
“Die Befundlage hinsichtlich Wirkung und Risiken der E-Zigarette in der Tabakentwöhnung uneinheitlich ist mit sowohl Hinweisen auf ein Entwöhnungspotential als auch auf langfristige Risiken dieser neuen Produkte. … Sollte der Einsatz der E-Zigarette zur Unterstützung der Tabakabstinenz erwogen werden, dann nur nach Versagen oder Ablehnung anderer evidenzbasierter (also erwiesenermaßen wirksamer) Maßnahmen sowie Aufklärung über bekannte Risiken bei gleichzeitiger Beendigung des Tabakkonsums.
So, und genau deshalb, liebe Leute, werden wir uns in einem nachfolgenden Video mal genauer anschauen, was es denn so derzeit alles an hilfreichen Mitteln gibt, um den kompletten Rauchstopp zu schaffen.
Das war es schon wieder von meiner Seite.
Teilt das Video bitte mit anderen Menschen, die es interessieren brauchen könnten,
bis dahin, bleibt schön gesund,
Euer Dr. Heart 😉