Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Linda Weißer ist approbierte Ärztin und leidenschaftliche Ernährungsberaterin, letzteres offline und online über ihren Blog alimonia.net.
Schokolade und Herz
Schokolade – lecker, aber auch gesund fürs Herz?
Wie kann eine der unwiderstehlichsten Versuchungen unser Herz und unsere Gefäße schützen? Finden Sie es heraus!
Es klingt ja schon fast zu schön um wahr zu sein: Köstliche Schokolade soll jetzt sogar gut für unser Herz sein? Tatsächlich enthält dunkle Schokolade bzw. der darin enthaltene Kakao viele sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe, vor allem die sogenannten Polyphenole. Diesen wird eine Reihe gesundheitsförderlicher Eigenschaften wie z.B. blutdrucksenkende, entzündungshemmende, blutgerinnungshemmende und auch günstige Wirkungen auf unseren Fettstoffwechsel nachgesagt. Letztlich haben sie somit auch eine Schutzwirkung für unser Herz und unsere Blutgefäße.
Die schützenden Inhaltsstoffe der Schokolade sind im Kakao enthalten. Je höher der Kakaoanteil in einer Schokolade, desto höher ist daher der Gehalt an diesen schützenden Polyphenolen, daher sollten wir beim Genuss von Schokolade auf einen Kakaogehalt von min. 70%, noch besser 85% achten, und das sind dann meistens leider nicht unbedingt die Billigsorten beim Discounter für 30 Cent, da muss man dann seiner Gesundheit zu Liebe auch mal ein klein bisschen tiefer in die Tasche greifen…
Tatsächlich konnten mittlerweile in zahlreichen Studien zur Wirkung von Kakao oder Schokolade die positiven Wirkungen auf die Herzgesundheit gezeigt werden.
Dunkle Schokolade kann über die besprochenen Effekte die Herzdurchblutung verbessern, nach Schätzungen kann regelmäßiger Genuss von dunkler Schokolade (100g tgl.) das Risiko für eine CVD möglicherweise sogar um 21%, also 1/5 senken! Weiße Schokolade, die ja nicht diesen Kakaogehalt und damit auch nicht die schützenden Polyphenole in ausreichender Konzentration enthält, zeigt diese Wirkung nicht. Darüber hinaus könnte die Milch, die in Milch- und weißer Schokolade enthalten ist, die Aufnahme der schützenden Polyphenole aus dem Darm erschweren.
So, und jetzt schnallen Sie sich an: Schokolade ist sogar mit verringertem Risiko für Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern vergesellschaftet! In einer Studie reduzierte jeweils 30 g Schokolade 2-6 mal pro Woche das Auftreten von Vorhofflimmern um 20%!
Kann man nun generell sagen, dass Schokolade essen gesund ist, und kann man allen Menschen unbegrenzt Schokolade als Schutz für Herz und Blutgefäße empfehlen? Ganz so einfach ist es natürlich leider nicht, denn die Wirkung von Schokolade als komplexes Lebensmittel ist etwas komplizierter, da hierbei natürlich auch der meist sehr hohe Zucker– und Fettgehalt eine Rolle spielen, die die positiven Effekte des Kakaos teilweise aufheben können. Schokolade ist eben nicht gleich der gute Kakao! Aber:
Durch die Wahl einer Schokolade mit sehr hohem Kakaoanteil kann man aber nicht nur den Gehalt der unser Herz und Blutgefäß schützenden Polyphenole in die Höhe treiben, sondern v.a. auch den Zuckergehalt sehr stark reduzieren. Eine 99%-ige Schokolade enthält z.B. nur noch 0,5 g Zucker/100 g (ist allerdings geschmacklich für die meisten gewöhnungsbedürftig).
Wie sieht es mit dem Fettgehalt der Schokolade aus? Das Fett in der Schokolade stammt, wenn nicht noch künstlich minderwertiges Fett hinzugefügt wurde, aus der Kakaobutter. Und Kakaobutter besteht etwa zu gleichen Teilen aus Ölsäure, also einer “herzgesunden” pflanzlichen, ungesättigten Fettsäure, und Stearin- sowie Palmitinsäure, also gesättigten Fettsäuren. Stearinsäure verhält sich trotz des Status als gesättigte Fettsäure Cholesterin-neutral wohingegen die Palmitinsäure einen geringen Einfluss auf den Cholesterinspiegel nehmen könnte, aber zum Glück nur maximal ein Drittel der gesamten fett-bezogenen Kalorien in der Schokolade ausmacht.
Neben dem zu beachtenden Fett- und Zuckergehalt gibt es einen weiteren etwas „bitteren Nachgeschmack“ und das ist eine mögliche Belastung mit Cadmium, vor allem wenn die Kakaopflanzen auf vulkanischem Boden wachsen wie oftmals in Südamerika, der Karibik und Westafrika. Erst ab 2019 gibt es einen EU-Grenzwert. Bis dahin gilt die Empfehlung die Sorten abzuwechseln um das Risiko kleiner zu halten oder beim Hersteller den Cadmiumgehalt anzufragen. Ein niedriger und empfehlenswerter Gehalt wäre z.B. 0,1 mg/kg Schokolade.
Ein weiterer, letzter Punkt ist noch ganz wichtig:
Wenn wir hier ständig von Kakao reden, ist dies natürlich auf keinen Fall mit derartigen Getränkepulvern zum Zubereiten von Kakaogetränken zu verwechseln. Wenn Sie da auf die Nährwertangaben schauen, dann sehen Sie, dass eine solche 800g-Packung zu fast 80% reinen Zucker enthält. Ob man das seinen Kindern wirklich auf Dauer antun will, sollte gut überlegt werden…
Liebe Leser, wir fassen mal wieder zusammen:
Dunkle Schokolade und der darin enthaltene Kakao haben über die enthaltenen Schutzstoffe, die sog. Polyphenole, eine wertvolle Schutzwirkung auf unser Herz-Kreislaufsystem. Dem gegenüber steht natürlich der hohen Kaloriengehalt von fast 600 kcal pro 100-g-Tafel Schokolade.
Daher gilt hier wie immer im Leben: Alles eine Frage der Dosis, daher mein Tipp: Anstatt sich tafelweise billige Schokolade mit hohem Zucker- und Fettanteil und niedrigem Gehalt der schützenden Inhaltsstoffe einzuverleiben genießen Sie lieber regelmäßig ein paar Stückchen richtig guter Schokolade mit hohem Kakaogehalt, da freut sich dann tatsächlich auch Ihr Herz!
Literatur: