Stefan Waller ist seit mehreren Jahren praktizierender Internist und Kardiologe und hat sich aus Leidenschaft der Vermittlung komplexer medizinischer Sachverhalte in möglichst einfacher und verständlicher Sprache gewidmet.
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Sport nach Corona
Nicht nur Patient:innen sondern auch Freunde und Bekannte fragen mich immer wieder wie und wann man denn nach einer durchgemachten Coronainfektion endlich wieder sportlich aktiv werden kann ohne Komplikationen zu riskieren.
Wie bei anderen Virusinfektionen auch, fürchtet man ja dass der Virusinfekt bei zu früh aufgenommener körperlicher Aktivität auf unser Herz schlägt, also eine Herzmuskelentzündung verursacht, wie man das ja z.B. auch von einer Grippe kennt.
Nach aktuellem Forschungsstand scheint das Coronavirus unsere Herzmuskelzellen aber eher nicht direkt anzugreifen sondern über eine Entzündung der Innenhaut unserer Blutgefäße, eine sog. Endothelitis, Probleme zu verursachen. Hierdurch kann es z.B. zu Wasseransammlungen zwischen den Herzmuskelfasern kommen, was z.B. zu Herzrhythmusstörungen führen kann. Daneben können sich an dem geschädigten Endothel Blutgerinnsel bilden, die Blutgefäße verschließen und im schlimmsten Fall Organinfarkte verursachen können.
Warum erzähle ich Euch das?
Diese Endothelitis, also die Entzündung der Gefäßinnenhaut kann längere Zeit zur Abheilung benötigen als der Virusinfekt selber. Erst 14 Tage nach Ende der Corona-Erkrankung können Genesene, die einen leichten Verlauf hatten, davon ausgehen, dass auch die Endotheliitis ausgeheilt ist, bei schwerem Verlauf und bei Menschen mit Vorerkrankungen kann das sogar noch länger dauern.
Viele Menschen berichten ja, dass Sie nach der Coronainfektion nicht mehr so richtig in die Gänge kommen und ihr altes Leistungsniveau nicht erreichen. Das könnte z.B. durch Immunreaktionen bedingt sein, die durch noch nicht beseitigte Restpartikel des Virus ausgelöst werden, die eine Abwehrreaktion unseres Immunsystems aufrechterhalten, obwohl das Virus selber gar nicht mehr aktiv ist. Nach der Erfahrung vieler Sportmediziner stellt sich aber meist so nach ca. 6 Wochen wieder die volle Belastbarkeit ein.
Um Euch also Komplikationen wie Herzmuskelentzündung, Herzrhythmusstörungen oder Gefäßverschlüsse zu ersparen empfehle ich Euch folgendermaßen vorzugehen:
- Solange Ihr Beschwerden habt solltet ihr keinen Sport treiben und erst nach 3 Tagen kompletter Beschwerdefreiheit körperliche Aktivität bzw. das Training in zunächst niedriger Intensität wieder aufnehmen.
- Wenn das gut klappt kann die Intensität langsam gesteigert werden. Auf anstrengendes Training sollte aber wegen der eben besprochenen möglichen Endothelitis min. 2 Wochen verzichtet werden.
- Wichtig ist, dass ihr auf Euren Körper hört. Wenn unter der Belastung wieder Beschwerden wie Schwindel, Druckgefühl auf dem Brustkorb oder starker Husten auftreten, dann solltet Ihr Euch ärztlich vorstellen.
- Hattet Ihr einen moderaten oder schweren Corona-Verlauf, dann solltet Ihr schon vor Trainingsbeginn Euren Arzt aufzusuchen, der Euch untersucht, ein EKG schreibt und ggf. weiterführende Untersuchungen wie Herzultraschall, Lungenfunktionsuntersuchung und Blutuntersuchungen veranlassen kann.
Also, hört auf Euren Körper und nehmt die körperliche Aktivität nach und nach wieder auf, denn die größte Gefahr auf lange Sicht wäre sicherlich unserem Körper das Allheilmittel Sport vorzuenthalten!
In diesem Sinne, bleibt schön gesund,
Euer Dr. Heart